Sonntag, 31. August 2014

Funchal

you are in funchal


Funchal kommt von Fenchel, ganz einfach, wenn man es weiß. Fenchel wächst auch auf Madeira, aber man sagt, es gebe weltweit kein Pflanze die nicht auf Madeira gedeihen würde. Funchal, die Inselhauptstadt, war unser Ziel für die nächsten drei Tage. Bevor wir unser Appartement weit draußen im Paradies beziehen würden, wollten wir uns noch ein Bild vom urbanen Inseltreiben machen.

Urlaubsbekanntschaft


Um halb drei war unsere Nacht zu Ende. Taxi, Fuhlsbüttel, Warteschlange, vollbesetzter Airbus. Das Einchecken des Pinschers verlief reibungslos, geimpft, entwurmt mit den nötigen Reisedokumenten versehen und auf Fluggewicht heruntergehungert durften wir einsteigen. Etwas mehr als vier Stunden dauerte der Flug. Die abschließende Landung auf Madeira ist gewöhnungsbedürftig. Direkt aus einer eng geflogenen Kurve heraus setzt der Riesenvogel auf die eigentlich viel zu kurze Landebahn auf und bremst beherzt ab. Diesen Anflug traut man nur besonders geschulten Piloten zu. Joschi schüttelte sich und gähnte, als er sich aus der Tasche schälte, die die ganze Zeit unter dem Sitz gestanden hatte. 

Santa Maria


Erst mal tief Luft holen, wow - warm, nicht heiß, leichter Wind, tolle Luft, man hat gleich das Gefühl hier ließe es sich wohl aushalten. Unser gebuchter japanischer Kleinwagen war ein VW Polo. Die schon vorhandenen lange Mängelliste wurde nach unserer genauen Inspektion noch einmal deutlich verlängert. 95 Octan rief der Vermieter noch hinterher als wir Richtung Funchal starteten. Der Pinscher hechelte, die Klimaanlage röhrte, das war auch das Einzige was sie machte. Das Navigationsprogramm auf dem Handy war damit ausgelastet, zu vermelden den Empfang verloren und bald darauf wieder gefunden zu haben. Madeiras "Inselautobahn" ist eine imposante Aneinanderreihung von Brücken und Tunneln. Der Verkehr war entspannt, überhaupt, die ganze Insel scheint entspannt. Der Eingeborene Madeirer erscheint zu weilen so entspannt und unaufdringlich, dass es uns Norddeutschen schon fast wieder Stress macht. 

Rennradfahren auf der Mole


Unser Hotel war  schnell gefunden. In einer Fußgängerzone in der Altstadt gelegen bot man keinerlei Abstellmöglichkeiten für Autos an. Das wieder loswerden des eben erst übernommenen Kleinwagens wurde dann auch zu einer zeitraubenden und teuren Angelegenheit, was meine allgemeine Haltung zu motorisiertem Individualverkehr zwar bestätigt, aber......

Strandpromendade Funchal


Das Zimmer sei leidere noch nicht bezugsfertig, wir mögen uns noch eine halbe Stunde gedulden. Knapp drei Stunden später hätte man, wenn man dabei gewesen wäre, mich dabei beobachten können, wie ich den schon ausgehändigten Zimmerschlüssel auf den Empfangstresen donnerte und dabei zusammenhanglos rheinische Flüche ausstieß. Sogar dem Pinscher wurde mulmig. Wir bekamen ein anderes Zimmer, größer, schöner, mit Einbauküche und ruhiger. Nach genussvoller Siesta und zwei kräftigen portugiesischen Kaffees breschlossen wir die Stadt von erst einmal von außen anzusehen. Unser Abendspaziergang führte auf die Hafenmole. Im Becken dümpelte eine "Santa Maia", offenbar ein originalgetreuer Nachbau des Schiffes von Columbus. An den Betonwänden haben sich Atlantiküberquerer aller Herren Länder verewigt und wir sahen Radfahrer, viele Rennradfahrer. Uns wurde klar, dass die Mole und die Strandpromenade möglicherweise der einzige Ort auf dieser Insel ist, wo man in der Ebene Rad fahren kann. Der Tag klang würdevoll mit Schinken auf Melone, Degenfisch an Banane und Fleischspießchen aus. 

Markt


Ruhig war die Nacht. Das Frühstück mit starkem Kaffee, Labberbrot und versalzener Wurst ließen wir über uns ergehen. Unbedingt sollten wir noch Wurst für den Pinscher mitnehmen, meinte die freundliche Küchenfrau, der Pinscher pflichtete ihr bei. Stadterkundung stand auf dem Programm. Erster Anlaufpunkt waren die Markthallen. Unglaublich, ganze Tunfische, fünf Zentner schwer, frische Bananen, Mangos, Papayas und ich durfte sechs verschiedene Sorten der Passionsfrucht kosten. Ein Schaufenster dessen, was uns in den nächsten drei Wochen erwarten würde. Mit der Seilbahn fuhren wir in den auf 600m Höhe gelegenen Vorort Monte. Rückwärtig den Blick auf den Atlantik und die Stadt und am Hang gab es Villen mit Gärten, Bananen und Zuckerrohrplantagen zu sehen. Die zwanzig minütige Auffahrt verging im wahrsten Sinne des Wortes im Flug. Zum Eintrittspreis von 10 Euro ließ sich ein botanischer Garten besichtigen. Ein Blick über den Zaun offerierte jedoch keinen Unterschied zur üppigen Vegetation rundum, so sparten wir uns das Geld und ließen uns vor einer weiß getünchten Kirche zum Picknick nieder. 

Vielfalt

Navigatorposition


Schlitten fahren wollte wir hinab ins Tal. In Funchal geht das auch ohne Schnee. Früher waren die Korbschlitten Transportmittel für Obst und Gemüse von den Bergen hinab in die Stadt, heute sind sich nur noch Touristenattraktion. Auf den Straßen mit 30% und mehr Gefälle, rutschen die Schlitten mit Holzkuven auf glattem Pflaster und Asphalt, gesteuert von je zwei traditionell gekleideten Schlittenführern sicher und schnell hinunter. Mit dem Schlitten vor uns hatten die beiden Herren jedoch ihre liebe not. Auf dem großzügigen Sitz wurde die dicke Frau, von ihrem noch dickeren Mann fast zerquetscht, wenn es in eine Kurve ging und mit Abbremsmanövern, man muss sich vorstellen, das Ganze findet im fließenden Straßenverkehr statt, hatten die Beiden ihre liebe Not. Wir tuckelten hinterher, der Pinscher aufmerksam in Navigatorposition vorne zwischen den Fußen. Kurze Pause, Abendrunde durch die City mit Pinscherbad im Stadtbrunne. Auch heute war das essen vorzüglich. Gegrillte Muscheln, Tunfisch und Lamm gab es, während wir Pläne für die nächsten Tage schmiedeten.

Schlittenfahren

Bremsmanöver







Mittwoch, 27. August 2014

Weitewelt



Der Pinscher weiß noch nichts von seinem Glück, mal wieder geht es hinaus in die weite Welt. Die Koffer sind gepackt, das Taxi kommt um halb vier. Diesmal geht es in den ewigen Frühling und ganz ohne Fahrrad. Demnächst mehr.....

Montag, 25. August 2014

Mit Winnetou zum Silbersee


OK, das war jetzt geschummelt, eigentlich sollte es heißen mit dem Pinscher zum Großen Plönsee. Immerhin, die heutige Tour fing in Bad Segeberg an, dem Mekka der Winnetoufans und silbern leuchten tut der Große Plönsee auch, wenn die Sonne scheint und man ein wenig blinzelt. Die Pfade und Wege auf denen wir uns heute bewegten, waren oftmals von reitenden Horden und dem Regen der letzten Tage übelst zugerichtet worden, auch dies ließ auf Wilden Westen schließen. 


Regnen durfte es nicht, ich hatte die Regenjacke vergessen. Das Wetter hielt sich brav an meine Vorgabe. Zwar kündeten überall große Pfützen von kürzlich herniedergegangenen Regengüssen, aber wir wurden abwechselnd von der Sommersonne beschienen, von grauen Wolken abgekühlt und vom Wind zerzaust, was dem Pinscher nie gefällt und in auch heute mehrfach zum meckern veranlasste. Dies war definitiv unsere letzte gemeinsame Sommerradtour 2014, einem Sommer der hier im Norden der Republik als ein ausgesprochen langer, schöner Sommer in die Wettergeschichte eingehen wird. Wenn wir Ende September von unserer Urlaubsreise zurück kehren werden, dann hat die Natur wohl schon ihr Herbstkleid angelegt. 


Die Holsteinische Schweiz zeichnet sich, wie schon der Name vermuten lässt, durch eine gewisse "Bergigkeit" aus. Nicht, dass es hier hohe Berge gäbe, aber als Radfahrer ist man ständig damit beschäftigt, sich irgend einen Hügel hinauf zu quälen. Diese Berge, meist bewaldet, macht jedoch die Landschaft auch sehr reizvoll. Perlen in der Landschaft sind die vielen Endmoränenseen, die in der letzten Eiszeit entstanden sind. Der Große Plöner See ist der größte unter ihnen und mit einem Umfang von fast 50 km auch einer der größten Seen Deutschlands. Wundervoll gelegen zwischen den Seen ist die Kreisstadt Plön, mit ihrer Uferpromenade und dem kleinen Bahnhof direkt am Wasser. 



Insgesamt sehr kühl war es heute, drum sputeten wir uns, nicht mal den obligatorischen Nachmittagskuchen gönnten wir uns und so waren wir auch schon um 19:00 Uhr wieder in Hamburg. Trotzdem könnte man sagen, es war ein würdevoller Sommerausklang.


Sonntag, 24. August 2014

Zum Frühstück nach Cuxhaven



Zum Meer fahre ich gerne lieber zur Ostsee, nicht zuletzt, weil man sich sicher sein kann, dass sie auch da ist, wenn man ankommt. Bei der Nordsee verhält sich das an der deutschen Küste ganz anders, hat man Glück, kann man seine Zehen bei der Ankunft ins Wasser stecken, anderenfalls benötigt man ein Fernglas um sie überhaupt zu sehen und man ist Kilometer weit durch Schlamm, genannt Watt, von ihr getrennt. Ganz nebenbei ist die Fahrt zur Nordsee auch eine ganze Ecke weiter und, um es behutsam auszudrücken, eintöniger. "Man kann morgens schon sehen wer zum Abendbrot kommt", ist eben nicht nur ein blöder Spruch, sondern umschreibt die landschaftliche Realität im nordöstlichen Niedersachsen durchaus treffend. 

Sonnenaufgang auf dem Platten Land
Da kam mir eine der geführten Radttouren des ADFC Hamburg einmal mehr gelegen. Zugegeben, etwas unkonventionell, bot man an, um 0:00 Uhr vom Fähranleger Finkenwerder startend, zum Frühstück in die ehemals Hamburger Exklave Cuxhaven zu fahren. Das Problem mit dem langweiligen Plattland löste sich somit mangels Tageslicht von alleine und in der Gruppe würde es sicherlich nett und lustig werden, sich eine Nacht radelnd um die Ohren zu schlagen. Alleine der Pinscher müsste ausgeschlossen werden, die Tages- oder besser Nachtzeit und die lange Fahrzeit würden ihm nicht gefallen. Letztendlich haderte ich noch mit dem Wetter. 8°C und eine 50%ige Aussicht auf Regen waren bescheiden für Ende August, immerhin sollte der leichte Wind aus Südwesten blasen - ich fasste mir ein Herz, packte neben dem üblichen Trinkvorat und den Müsliriegeln mein Regenzeug einen kompletten zweiten Satz Kleidung ein und fuhr Richtung Elbfähre. 

Orientierungspause
Koffein und Franzbrötchen - die Rettung!
Erstaunlich, ein Frau und sechs Mann hatten sich ebenfalls zu dieser unorthodoxen Zeit dort eingefunden, vier Liegeradfahrer und drei ganz normale Menschen auf zwei Rädern. Nach den obligatorischen Erklärungen durch den Tourenleiter und der Montage und Justage der diesmal wirklich notwendigen Beleuchtungseinrichtungen setzte sich unsere kleine Gruppe in Richtung Flughafen Finkenwerder in Bewegung. Hinter der Klappbrücke am Estesperrwerk wechselten wir über den Elbdeich und fuhren eine Weile am Strom entlang bis Hahnhöfer Sand. Durch das aufgeräumte Jork (böse Zungen behaupten hier schneide man die Rasenkanten mit der Nagelschere), wo die Straßenbeleuchtung schon abgeschaltet war, ging es weiter durch das Alte Land nach Stade. Die Hoffnung auf einen Kaffeeautomaten am Bahnhof zerschlug sich, es gab nur Kaltgetränke, Mars und Snickers und immerhin eine funktionierende Toilette. 

Finstere Nacht war es, ab und an blinzelten Sterne durch und der Mond war eine feine
Sichel die kaum noch Licht abzugeben vermochte. Eine Sternschnuppe sauste hernieder und in der Ferne tobte immer wieder kräftiges Wetterleuchten. Ob es wohl trocken bleiben würde?  Wir lauschten den Geräuschen der Nacht. Auffliegende Seevögel, Kühe im Stall, schmatzende Schafe und, das hatte ich  noch nie gehört, die Wildverscheucher an den Straßenbegrenzungspfählen, die, wenn der Lichtstrahl eines Scheinwerfers darauf fiel,  ein leises aber durchdringendes elektronisches zwitschern von sich gaben. Kalt war es, ich zupfte meine Bekleidungszwiebel zurecht und vermummelte mich in der hauchdünnen Windjacke aus Nylon, deren Luftpolster, wenn es dicht ist, die Kälte draußen und die Wärme drinnen hält.

abgefrühstückt
Nach einer Pause, so gegen 3:30 Uhr war ich fertig. Mir war, als würde ich jeden Moment schlafend vom Rad fallen, die Tretbewegung war nicht mehr rund, dafür jedoch anstrengend und ansatzweise schmerzhaft. Offensichtlich schien es allen so zu gehen. Wir sprachen nicht darüber, aber der Geschwindigkeitsschnitt ließ deutlich nach. Bei der Schwebefähre in Osten legten wir eine weitere kurze Pause ein. Die  gewaltige Stahlkonstruktion setzte sich beeindruckend vor dem Nachthimmel in Szene. Gut eine Hand voll dieser monumentalen Verkehrsmittel gibt es weltweit, zwei davon in Norddeutschland. 

gegen Strandräuber
Mit Fantasie konnte man das aufkommende Tageslicht erahnen. Wir folgten dem Deich der Oste, überquerten den Hadelner Kanal und fuhren weiter Richtung Otterndorf. Es wurde hell, Nebelschwaden standen über dem flachen Land und mit dem Tageslicht kam auch etwas regen, gerade so viel, dass es nicht lohnte anzuhalten und das Regenzeug anzuziehen. Die erste offene Backstube war wie eine Oase in der Nacht. Neben feinem Backwerk hielt sie auch Muntermacher in Form von heißem Kaffee bereit. "Wo kommt ihr denn schon her?" fraget ein Autofahrer, der sich seine Morgenbrötchen abholte. Man schien uns die, für diese Uhrzeit ungewöhnliche Tatsache anzusehen, dass wir schon woher kamen und nicht erst wohnin wollten. 



Am Stadtrand von Cuxhaven brach die Sonne durch. Wir mussten die Stadt von Süden
nach Norden durchqueren um zum angedachten Frührstückscafé zu gelangen und kamen so in den zweifelhaften Genuss der Cuxhavener Radverkehrsanlagen, die denne der Hansestadt Hamburg an Untauglichkeit in nichts nachstanden. Das Frühstück war verdient und großartig. Weil ich absehen konnte, dass ich den Nachmittag schlafend verbringen würde, befand ich es als angemessen, gleich in Folge ein Stück Nachmittagstorte zum mir zu nehmen. Unsere Gruppe beschloss dann einstimmig, noch gemeinsam am Meer nach dem Rechten zu sehen.

Kugelbarke / angekommen
Zufällig war das Meer auch gerade da, und mit ihm leider auch die Cuxhavener Strandräuber. Nicht, dass man dort heutzutage noch gestrandete Schiffbrüchige erschlagen würde, um sich ihrer Wertsachen zu ermächtigen,  nein, heutzutage kassiert man gemütlich zurückgelehnt aus einem Strandkorb heraus, offenbar gesetzlich legitimiert, von jedem Gast der einen Fuß in den Sand setzen möchte, einen saftigen Obolus. Da ich persönlich Meer und Strand als gemeinfrei ansehe, widerstrebt es mir innerlich zu zahlen, da hilft auch kein Gruppenzwang. Ich konnte die Gruppe jedoch davon überzeugen ein paar Kilometer weiter zu fahren und dort den Kostenlosen Strand für ein Gruppenfoto aufzusuchen. Nach dem Foto endete auch unser offizieller Ausflug. Zwei Teilnehmer wollten sich noch am Strand vergnügen, ein weiterer wollte im Hafen ein Bier trinken und zu Mittag essen, die drei anderen Liegeradfahrer hatten vor auf die gleiche Weise zurück nach Hamburg zu fahren und ich würde den Zug nehmen. Der war jedoch gerade abgefahren und ich hatte eine ganze Stande Zeit bis zum nächsten. Da bot es sich doch an, bei strahlendem Sonnenschein, meine Kollegen noch ein Stück auf dem Heimweg zu begleiten. In Otterndorf grollte der Himmel und dunkle Wolken zogen auf, ich schlüpfte in die Niederelbbahn nach Hamburg und dachte beim einnicken, welch eine lange und spannende Nacht.

Bahnhof Otterndorf - welch eine Nacht!



Freitag, 15. August 2014

Schietwetter, oder klagen auf hohem Niveau



Das Flite musste in die Werkstatt. Am Sitz hatten sich Schrauben gelöst und ich war mir nicht ganz sicher, ob und wie ich daran schrauben sollte. Da war es naheliegend, doch mal wieder zum Schöpfer dieses wundervollen Fahrrades nach Wrist im Kreis Steinburg zu fahren, schließlich war die Garantiezeit erst halb rum und Außerdem kann man sich dort auch mal nach Neuigkeiten umschauen. Man weiß ja nie. 





Hamburg gen Nordwesten zu verlassen ist langweilig bis trostlos. Dies beschloss ich uns zu ersparen und wir, der Pinscher und ich, nahmen ab Altona die Regionalbahn nach Elmshorn. Es roch nach Regen und schon nach ein paar Kilometern begann es kräftig zu schütten. Wir retteten uns provisorisch unter eine Eiche. Diese hielt dem Regen nicht lange stand. Ich puhlte die Regenjacke aus der Fahrradtasche. Der Pinscher protestierte. Zum Glück hatte ich beim hinausgehen eine Mülltüte mitgenommen. Ich stülpte sie einfach über den Fahrradkorb. Der Pinscher protestierte weiter während sich auf der Tüte Pfützen bildeten und meine Schuhe langsam voll Wasser liefen. Schietwetter! Dann täuschte die Sonne kurz an, ich beschloss weiter zu fahren und schon goss es wieder wie vorher. Wenn man einmal nass ist, fährt es sich auch im Regen ganz nett, dachte ich. Der Pinscher sah das anders und protestierte. 


Den Schaden hatte man bei Toxy schnell behoben. Ich begutachtete die Ladenauslagen und fand diverse Räder mitnehmenswert. Besonders das Rauschmittel, das Toxy ZR hat es mir angetan. Leider ist solch ein Rad weder Stadt- noch Pinschertauglich - schade, schade, schade. Die nächste Schauer ließ nicht lange auf sich warten. Wir flüchteten uns in ein Buswartehäuschen. Schietwetter, dachte ich wieder, während ich den Pinscher trocken rubbelte und einen Regenbogen betrachtete. Klagen auf hohem Niveau, könnte man sagen, schließlich war der 15. August und wir wurden zum ersten Mal richtig nass in diesem Jahr. 



Montag, 11. August 2014

Navigator bei der Arbeit

Luhe - Wenn die Heide blüht



"Kleine Flüsse" heißt ein Artikel in der aktuellen Mitgliederzeitschrift des ADFC. Neben ein paar Bächen in Süddeutschland wird auch die Luhe kurz vorgestellt, ein kleiner Fluss, der bei Bispingen in der Lüneburger Heide entspringt und hinter der Kreisstadt Winsen in die Ilmenau mündet, welche gleich darauf in die Elbe fließt. Weitere Informationen holte ich mir im Portal des ortsansäßigen Fremdenverkehrsvereins. Eine wundervolle 2-3 Tage-Radtour sei dieser neue Luhe-Radweg. Ich sann kurz nach, hing vorne 10 km und hinten 30 km dran und befand es sei eine tolle Halbtagestour. Möglicherweise haben der Fremdenverkehrsverein und ich ganz unterschiedliche Interessenlagen, dünkte es mir. Wechselschönes aber trockenes Wetter war angesagt, mit Sturm aus Südwest. Der Perfekte Tag für eine Fahrradtour, Richtung Nordost befand ich, sicher würde auch schon die Heide blühen. 

Fahrradweg unbefahrbar

Der Metronom brachte den Pinscher, das Fahrrad und mich nach Buchholz in der Nordheide. Dort bestiegen wir den Heidesprinter Richtung Hannover. Schon im Wagen war eine Gruppe junger Mädchen (Abi 2016), die albern und vor allen Dingen lautstark sowohl jede Station auf der Strecke als auch ihr abwechselnden Toilettengänge kommentierten. Schade, ich hätte gerne die Landschaft genossen, aber das heutige Unterhaltungsprogramm war anderer Art.

Sandwege in der Heide


Da war doch was? - Als ich das Städtchen Soltau verlassen hatte, fiel es mir plötzlich wieder ein. Nein, die Lüneburger Heide ist nicht, wie man vielleicht glauben mag, ein traumhaftes Fahrradrevier. Zwar landschaftlich reizvoll, jedoch hat man mit Straßen und Wegen seine Not. Schon vor Jahren hatte ich mich, mit viel Reisegepäck beladen, in der Heide gnadenlos festgefahren. Gerne sind Landstraßen über viele Kilometer kopfsteingepflastert und die Waldwege sind üblicherweise sandig. Mit viel Gepäck und/oder mit kleinen Laufrädern ein no-go. Auch dieses Mal strandete ich im Sand. Es war mehrfach schieben angesagt, obwohl ich ausschließlich offizielle Radwege benutzte. Der kurze Weg zur Luhequelle war nicht befahrbar. Hübsch war es dort, der Wermutstropfen - die Quelle lag gleich neben der Sechsspurigen A7 und es herrschte ein unglaubliches Verkehrsgetöse. 

Luhequelle an der A7 bei Bispingen

Die Heide blühte tatsächlich schon. Dem Pinscher gefiel eine kurze Rast in der Natur und er nutzte die Gelegenheit, die Heidepflanzen auf ihre Eßbarkeit hin zu untersuchen. Ein Eis, das wäre es jetzt! Gerade gedacht, schon tat sich eine entsprechende Gelegenheit auf. An zentralem Platz inmitten der kleinen Heidestadt Bispingen befand sich ein Italienisches Eisrestaurant. Ich ließ mich in der Sonne nieder, bestellte einen Mokkabecher und einen Cappuccino, schloss genüsslich die Augen und.... wurde mit der schattigen Realität konfrontiert, dass sich gerade ein 40 Tonnen Tanklastwagen vor mir aufgebaut hatte. Ein Mann mit Gummistiefeln schleppte den Tankrüssel zum Füllstutzen rechts neben mir an der Hauswand und die Pumpe im Lastwagen röhrte los. Es begann dezent nach Heizöl zu riechen als mir der Mokkabecher gebracht wurde. Gleichzeitig waren wir fertig, ich mit meinem Eisbecher und meinem Cappuccino, der Tankmann mit dem Öl auffüllen - welch ein Timing. 

die Heide blüht

Mit starkem Rückenwind kamen wir jetzt gut voran. Auch die Wege wurden besser. Gute 20 Kilometer weiter, in Salzhausen war die nächste Pause angedacht. Am Ortsrand gab es eine Backstube und viele freie, unverbaubare Außenplätze in der Sonne. Ich ging hinein zu ordern. In der engeren Auswahl waren Mohnschnitte und Pflaumenkuchen. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Feldversuches orderte ich beides. Der Versuch verlief ausgesprochen zufriedenstellend. Dem Pinscher wurde ein Trinknapf gebracht, in dem er auch ein Vollbad hätte nehmen können, aber er ist ja bekanntlich Wasserscheu. 

so schmeckt die Heide

Die Luhe, an die wir immer mal wieder gelangten, war mittlerweile zu einem kleinen Fluss angeschwollen. Kanufahrer waren in schneller Fahrt darauf unterwegs. Wir passierten Herrenhäuser, Forellenzuchtanlagen, viel Wald und Felder. Hinter einem Mähdrescher stolzierten zwei Störche und suchten auf der frisch abgeernteten Fläche nach Beute. Ein Schwarm Schwalben stürzte sich mutig immer wieder in die von der Maschine ausgeblasene Spreu, offensichtlich ebenfalls auf Nahrrunggssuche. 

Mähdrescher bei der Arbeit

Die Kreisstadt Winsen ließen wir rechts liegen. Der Weg führte auf den letzten Kilometern auf einem stattlichen Deich entlang des Teiles der Luhe, der einst schiffbar war.  Heiße Sonnenstrahlen auf der Haut, kühler Wind im Nacken - der Kampf des Sommers mit dem Herbst hat zweifellos begonnen und der Gewinner steht schon fest. Das macht jedes Jahr ein bisschen traurig und vielleicht auch Jahr für Jahr ein wenig trauriger. 

Luhe im Unerlauf
Der stramme Wind hatte viel Wasser aus der Deutschen Bucht durch die Elbe bis hinein in die Ilmenau und die Luhe gedrückt. Man mag es gar nicht glauben, dass hier, 130 km von der Nordsee entfernt, die Gezeiten und der Wind solch eine große Bedeutung haben. Beim Fähranleger in Hoopte musste man fast zur Fähre hinauf fahren. In dieser Stelle hatte ich das Wasser noch nie so hoch erlebt. Beim Anleger auf der Hamburger Elbseite am Zollenspieker wurde dann das ganze Ausmaß der Überflutung klar. Stoisch verkaufte die Fischbrötchenfrau weiter Fischbrötchen, obwohl man die Fischbude nur noch barfuß durch die Elbe erreichen konnte und ein Stück flussabwärts liefen achtlos geparkte Autos mit Wasser voll. 

ganz frische Fischbrötchen

Sturmflut

So ist das hier bei und im Norden. 














Samstag, 9. August 2014

Anderswo


Wenn im Winter das Tageslicht schon um 15:30 Uhr verschwindet und es draußen regnet und stürmt, dann sitze ich oft an meiner virtuellen Landkarte und vertreibe mir die Zeit mit Überlegungen von wo nach wo ich denn, wenn die Tage wieder länger und das Wetter wieder besser werde, radeln kann. Zehn Gehminuten vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt zu wohnen ist dabei durchaus ein Privileg. Im Stundentakt oder häufiger in 7 Himmelsrichtungen  aufbrechen zu können ist, auch wenn ich immer mal wieder über die Bahn schimpfe, eine großartige Sache und erweitert den Strauß der Möglichkeiten gewaltig. Heute hatte ich eine solche Tour im virtuellen Gepäck. Man mag ja auch gerne mal Anderswo radeln.

Traditionell fange ich auch heute wieder mit einer Bahnbeschimpfung an. Tickets online Buchen und zu Hause ausdrucken erspart den lästigen Gang zum Schalter oder zum Ticketautomaten, es spart Zeit, Wechselgeldärger (Jackpot!) und man kann am Bahnhof gleich in den Zug hüpfen. Dies ist, hat mein Pinscher, Packtasche und Fahrrad dabei, sehr angenehm. "Fahrradkarten lassen sich zusammen mit dem Fahrschein buchen...." schreibt die Bahn in ihren FAQs, die ich las, nachdem ich es mehrfach erfolglos versucht hatte. Bei der Buchung eines Ländertickets wird diese Option nicht angezeigt und einzeln kann man eine Fahrradkarte nicht kaufen. In passender Laune als Streiter gegen die Dummheit in der Welt wollte ich mich heute mal wieder mit dem Schaffner anlegen. "Aufzug defekt!" stachelte die Kampflaune an. "Dann müssen sie eben zum Automaten gehen und dort einen Karte ziehen..." ätzte der Schaffner. "Ich nutzte doch nicht die von ihnen als einfach und bequem angepriesene Option bequem zu Hause eine Fahrkarte zu kaufen um dann doch noch mit Gepäck, Hund und Fahrrad solch eine Dusselige Fahrradkarte am Automaten kaufen zu müssen..." ätzte ich zurück. "Außerdem war der Aufzug wieder mal defekt!" Der Schaffner bestand darauf, ich sein ein Schwarzfahrer, scheute aber  die Konsequenz anzuwenden. Wir ätzten noch ein bisschen hin und her, bis ich in Rotenburg a.d. Wümme den Zug verließ. Der Aufzug in Rotenburg war defekt. Ich bestellte mir eine Kaffee am Kiosk und beschloss mir eine Fahrradkarte am Automaten zu kaufen. Ohne Fahrradkarte wird die Welt auch nicht besser. 

Verden an der Aller

Der Weg führte uns Richtung Südwesten. Eichenalleen, Maisfelder und für die norddeutsche Tiefebene erstaunlich viel Wald. Backstein, Fachwerk, Reetdächer - romantische niedersächsische Dörfer, genau so, wie man sich romantische niedersächsische Dörfer vorstellt. Selbstverständlich Pferde, schließlich waren wir ja in Niedersachsen. In Verden an der Aller überquerten wir eben diese. Ein hübsches kleines Flüsschen - schiffbar, einst, über die Leine,  Anbindung Hannovers an die norddeutschen Häfen, seit dem Bau des Mittellandkanals jedoch für die Berufsschifffahrt unbedeutend. Wir hielten inne und betrachteten von der gegenüberliegenden Flussseite das Stadtpanorama, d.h. ich betrachtete das Stadtpanorama und der Pinscher markierte vorsorglich das neue Revier an der Aller. 

Einen Katzensprung weiter erreichten wir die Weser. Der Fluss war breiter, die Schiffe größer, wir folgten dem offiziellen Weserradweg. Zur üblichen Tageszeit stellte sich Kuchenhunger ein. Ein Pappaufsteller am Wegesrand wies auf einen ansässigen Dorfbäcker hin, nur 150m , welch glücklicher Umstand.  Die Bedienung war sowohl lustlos als auch unfähig. Schmutziges Geschirr stand auf den Tischen, der Kaffee war lauwarm, die georderten Kuchenstücke waren zu klein. Dies war aber ok, nachdem ich das Geschmackskriterium in die Endnote einfließen ließ. Hundetränke: Fehlanzeige! Mal gewinnt man, Mal verliert man. Das große Los war unsere ausgewählte Route auch nicht. Was da im Winter mit dem Finger auf der Landkarte ganz nett aussah, war in der Realität ziemlich ernüchternd. Überwiegend dicht achtern hohen Deichen und auf, wenn auch sehr guten, Radwegen längs stark befahrener Straßen, das entsprach nicht meiner Vorstellung vom gepriesenen Weserradweg. 

Plötzlich, wir hatten gerade die Grenze zur Freien Hansestadt Bremen überquert, wurde alle anders. Der Weg führte auf den Deich, Schiffe, Segelboote, badende Menschen am Fluss, Radfahren fern ab vom Verkehr. Wie blöd, war das das denn? Das Ziel war nur noch wenige Kilometer entfernt. Ein Blick auf die Uhr, ein Dialog mit den Beinen, ein prüfender Blick auf den Pinscher, der heute ungewöhnlich brav in seinem Körbchen saß und die Fahrt genoss - da war noch was drin, der Abend war noch jung. Wir ließen uns auf dem Deich nieder, beobachteten den Badebetrieb in der Weser und ich suchte auf meinem Smartphone nach einer möglichen Verlängerung der Tour. 

heute wieder superbrav

Zwischen Lemwerder und Vegesack gibt es eine Fähre über die Weser. 20 km den Fluss hinab und auf der anderen Seite wieder zurück, das schien eine entspannende Lösung zu sein. Auf meinem GPS Gerät hatte ich diese Erweiterung natürlich nicht eingespeist. Großartig sind in solch einem Fall die kostenlosen niederländischen Open Fits Map. Zwar ist Deutschland auf diesen Karten in West-Ost Richtung zweigeteilt, jedoch beherrschen die Karten ein vergleichsweise sehr gutes Routing auf Fahrradwegen. Ziel eingeben und man kann sich darauf verlassen in unbekannten Gegenden weder auf einer Autobahn noch in irgend einer Pampas zu landen. Es ist durchaus üblich auf nicht ganz blöden Routen zum Ziel geleitet zu werden. So war es auch dieses Mal. 


hätte sicherlich den Bechers gefallen


Die Bremer Innenstadt zog auf der anderen Weserseite vorbei. Der Bremer Hafen (nicht zu verwechseln mit Bremerhaven bietet Fotomotive, die mit Sicherheit die Bechers begeistert hätten. Eine vollautomatisch Packetsortierverteilhalle mit einem Gewirr von Fließbändern und einer gläsernen Außenhaut zog uns genau so in den Bann wie eine Herde von Jungbullen auf einer Weide - mich eher ersteres, den Pinscher eher die großen Tiere. 

Jungbullen


Die Fahre nach Vegesack fuhr im 15-min-Takt. Es war kühl geworden. Ich studierte den Zugplan und entschied mich für das Unmögliche. 12,4 Kilometer bis zum Bahnhof in einer unbekannten Stadt in 35 min, das konnte nur schief gehen. Na und? Dann würden wir noch die Stadtmusikanten besuchen und den nächsten Zug eine Stunde später nehmen. Als Hamburger staunt man oft nicht schlecht, was in anderen Städten alles möglich ist. Z.B. dieser Radweg in Bremen, der die Stadt durchquert und Vorrang vor dem Autoverkehr hat. Tatsächlich musste ich auf dem Weg zum Bahnhof nur 3x an einer Ampel anhalten und so wurde dann auch die für den Stadtverkehr unglaublich Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 20 km/h möglich.  Wie sehr würden wir in Hamburg solch einen Weg zwischen Alster und Altona brauchen, aber die Freie Autostadt Hamburg ist weit von solchen Segnungen entfern. 






Freitag, 8. August 2014

Hochsommer

Hitze

Würde man Sommern Orden verleihen, so würde der norddeutsche Sommer 2014 einen ganz dicken bekommen. Die furchtbar heißen Tage hatte er sich verkniffen während es der angenehm heißen Tage zahllose gab und wie sich Regen anfühlte wußte niemand mehr so recht. Der Hochsommer hatte sich zum Monatswechsel eingestellt und mit ihm war Besuch aus der Heimat gekommen. Radfahren war der Plan. Hamburg im bei Sonnenuntergang zur Einstimmung, entlang der Ilmenau und durch die Vier- und Marschlande von Lüneburg nach Hamburg, der Alster von der Quelle zur Mündung folgen und, immer wieder mein ganz persönlicher Favorit - Fehmarn. Der Pinscher war selbstverständlich stets dabei




Das Vergnügen begann in vollen Zügen. Schon der Regionalexpress nach Lübeck war rekordverdächtig gefüllt. Die Fahrt in Regionalbahn auf der Vogelfluglinie in Richtung Puttgarden war ein Abenteuer. Die Fahrräder wurden übereinander gestapelt. Ein übereifriger Amerikaner verspannte sein Reiserennrad gar mit Bindfäden in den oberen Luftraum des Wagons, während ein dicker Kaugummi kauender junger Mann ohne Fahrrad, der es sich im Chaos bequem gemacht hatte, auch die dritte Aufforderung des Zugführers, sich doch bitte kostenneutral in das Abteil der 1. Klasse zu begeben, stoisch überhörte. 

...in vollen Zügen

Er war nicht der einzige. Auch eine korpulente junge Dame auf der anderen Seite stellte sich taub.  Nebenbei ihre Brut mit Süßigkeiten fütternd, telefonierte sie lautstark mit ihrer Oma - erzählte sie habe sich versehentlich schon wieder das falsche und viel zu teure Ticket gekauft und sowieso sei alles schrecklich wegen der vielen blöden Fahrradfahrer die heute unterwegs seien. Augenrollen, nicken, die Dummheit ertragen. Auch dieses Elend hatte ein Ende, nämlich in Oldenburg in Holstein. Hier holten wir das Frühstück nach, besorgten in einem Drogeriemarkt die vergessenen Reisekosmetika und bewegten uns langsam Richtung Norden, nach Heiligenhafen, dem Benidorm der Ostsee. Altrocker mit nackten Oberkörpern an Gehwagen, Dackelparade, Spatzenschwarm, Betonwüste.  Wir ließen uns bei einem Stück Kuchen nieder um das pittoresk Treiben auf der Promenade zu genießen. 

Fehmarnsund

Gleich um die Ecke kann man die norddeutsche Trauminsel schon sehen. Über die Brücke, die sich Züge, Autos und ganz am Rande auch Fußgänger und Radfahrer teilen überquerten wir den Fehmarnsund. 30°C, strahlender Sonnenschein, kobaltblauer Himmel, goldgelbe Felder, Möwengeschrei und die Seegelboote wurden von einer  eine feinen Brise getrieben, ja, das muss der Höhepunkt des Sommers sein. Wir peilten den Leuchtturm von Flügge an, ein von überall sichtbare Landmarke. Zur Freude des Pinschers durchqueren wir auf dem flachen Deich der Sundseite eine Schafherde. Das Reet wog rauschend im Wind und das Getreide war überreif. 

Hoch-Sommer


In dem kleinen Supermarkt beim Campingplatz in Flügge füllten wir Getränke auf. Von dort waren es nur ein paar hundert Meter bist zum Gedenkstein, der Pinscher trabte neben dem Rad her und legte sich dann in den Schatten. "Love and Peace 4.-6. September 1970". An dieser Stelle hatte Jimi Hendrix sein letztes Konzert gegeben bevor er wenige Tage später in London tot aufgefunden wurde. Geschüttet soll es haben damals, berichteten mir Zeitzeugen, pausenlos geschüttet, und Jimi soll so breit gewesen sein, dass lange nicht klar war, ob er es bis auf die Bühne schaffen würde.  Sei´s drum, ich war noch nie auf Fehmarn ohne diesen Ort zu besuchen. Jimi war ein großartiger Musiker und dieses Plätzchen hat tatsächlich etwas friedvolles. 


Wir fuhren weiter der Küste entlang. Der weg war staubig und steinig, das Gras auf dem Deich verbrannt. Auf der Belt Seite, hin zum offenen Meer, blies der Wind kräftiger und wir kamen schlechter voran als geplant. Für Kaffee und Kuchen war es schon zu spät. Trotzdem genehmigten wir uns eine Pause auf der Mole in Puttgarden. Auf den Tag genau ein Jahr vorher stand ich am Nordkap und habe die Mitternachtssonne gesehen. Hier auf der Fähre hatte unsere große Reise in den Norden begonnen. Drüben konnte man Dänemark sehen, Schweden, Finnland, die Lofoten, Saltfjel der Trollstieg, die Fjorde, Oslo - Nordfieber, die Bilder liefen wie ein Film vor meinen Augen ab.... nun mussten wir aber wirklich weiter.


Puttgarden Mole

Im Hafen Burgstaacken angekommen nahm das Tageslicht schon deutlich ab und die leere im Magen war kaum noch zu ignorieren. Das Restaurant, in dem wir uns nieder gelassen hatten, bot (noch) kühle Getränke, sonst nichts. Der Strom war ausgefallen. Nun wurde es wirklich langsam eng, noch 60 Minuten bis der Spätzug nach Hamburg abfuhr. Wir fuhren zurück zu dem kleinen Rummelplatz am Hafen, den wir eben überquert hatten. Nicht viel los, Wurst, Pommes, Crêpes, Cola, dazu ABBA, live von einer älteren jungen Dame vorgetragen. Es gab keine Alternative, aber irgendwie war es dann doch schön also die Sonne hinter dem kleinen Fischerhafen versank.

Burgstaaken

Der Schaffner, in Personalunion mit dem Zugführer begrüßte uns per Handschlag. Wir waren die einzigen auf dem Bahnsteig. Ich scherzte, er möge den Fahrschein vor der Abfahrt kontrollieren, alles Andere würde mir während der Fahrt Angst einjagen. Der Pinscher hatte sich schon in seinem Körbchen zusammengerollt und schlief, als der Zug über den Fehmarnsund Richtung Süden ratterte. Viel zu Kurz sind diese Tage.