Donnerstag, 25. Dezember 2014

Weihnachtspinscherei



Weihnachten in der Eifel - mit Pinscherweihnachtsgeschenkeauspacken, Pinscherfiletsteakessen, Pinscherweihnachtsregenspaziergängen (Bäh!) und Pinschervordemkaminrelaxen (Wunderbar!) - Frohe Weihnachten wünscht der Pinscher.


Montag, 15. Dezember 2014

Zum Weihnachtsmarkt nach Stade


Bekanntlich gibt es ja nichts, was es nicht gibt und zu allem Möglichen finden sich dann auch irgendwo Menschen zusammen, um ihrer gemeinsamen Passion zu frönen. So gibt es denn auch in einigen größeren Städten Deutschlands einen Liegeradstammtisch. Beim Hamburger Liegeradstammtisch, den der Pinscher und ich seit etwas mehr als zwei Jahren gerne regelmäßig besuchen, treffen sich einmal monatlich erstaunlich verschiedene Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen. Vom Technickfreak, zum  Langstreckenfahrer, vom Selberbastler  bis zum Sonntagsfahrer, alles dabei - nicht mal ein Fahrrad braucht man um auch dazu zu gehören und trotzdem ist der Stammtisch für alle ein Gewinn. Gemeinsame Unternehmungen hingegen sind eher selten, was wohl an den recht unterschiedlichen Interessen liegt. Nun da das Jahr zur Neige geht, haben wir es doch noch einmal geschafft eine kleine Gruppe für eine gemeinsame Tour zusammen zu bekommen. 



Nicht zu weit, nicht zu schnell und hoffentlich bei halbwegs fahrradtauglichem Wetter war der Plan. Treffpunkt S-Bahnhof Neugraben, Ziel - der Weihnachtsmarkt in Stade, darauf konnten wir uns einigen. Das Wetter bot mehr als man zu dieser Jahreszeit erwarten kann: 5°C, trocken und Sonnenschein - wer diesen Tag nicht nutzt, für den ist das Fahrradjahr gelaufen. Wir (vier) waren jedoch nicht die Einzigen, die solch eine schlaue Idee hatten. Die einfahrende S-Bahn spie einen Club älterer Herrschaften mit Fahrrädern aus, die ebenfalls die kleine alte Hansestadt zum Ziel, jedoch keinen Plan hatten, welche Richtung nun einzuschlagen sein. Kurz entschlossen boten wir an, die Tour gemeinsam zu starten. Nun waren wir zwölf.  



Zügig aber nicht zu schnell, wir wollten weder ins schwitzen kommen noch frieren, nahmen wir den Weg entlang der Niederelbbahn bis an die Este, folgten dem Deich bis zum Hafen von Buxtehude um dann  wieder weiter der Bahn folgend nach Stade zu gelangen. Immer einmal wieder wurde eine kleine Pause zum Verschnaufen eingelegt. Irgendwann begann es dann doch, die Kälte kroch in Schuhe und Handschuhe und dann unaufhaltsam weiter. Es ist nun mal Dezember. In Stade angekommen zogen wir dann auch zunächst ein warmes Café dem kühlen Weihnachtsmarkt vor. Dies hatte auch weitere unabstreitbare Vorteile.



Jedoch ließen wir uns später auch einen Glühwein auf dem netten Weihnachtsmarkt in der Stadt nicht entgehen, um dann gegen 17:00 Uhr die Heimreise im Metronom anzutreten. Und der Pinscher?



!







Samstag, 29. November 2014

Der Porsche unter den Hundetaschen

Heute möchte ich euch meine altbewährte Reisetasche vorstellen. Sie wurde von Frauchen aus einem alten Parka genäht und ist ausgesprochen funktional. Wenn mir ein Ausflug zu langweilig wird, stelle ich mich frierend werde dann auch meist recht zügig in den Reiseporsche verstaut. Schlagartig bin ich fünf mal so groß wie normal. Gebettet in weichem Babyfleace kann ich gemütlich liegend durch den Ausguck die Gegend erkunden ohne dabei laufen zu müssen. Erst kürzlich wurde seitlich eine neue Heizplatte mit Octacore Prozessor eingebaut, die zumindest zeitweise den Temperaturen ganz ordentlich auf die Sprünge hilft. Eine Fehlkonsturktion ist lediglich die Leckerlitaschaußentasche auf der Rückseite.....wer sich so etwas wohl einfallen hat lassen....

Freitag, 28. November 2014

...zum Schluss Seeteufel

Herrchen flüchtet wieder vor dem älter werden. Das ist jedes Jahr ein Stress. Wir verreisen dann meistens irgendwo hin, hauptsache weg. Dieses Jahr hat uns ein Intercity in Schwerin ausgespuckt. Lausig kalter Ostwind bläst hier, kaum Tiere auf der Straße. Im Schlosspark musste ich an der Leine gehen und es war ziemlich langweilig. Blödes Wasser rundum macht die Sache unentspannt. Kuchen gab es keinen. Ich habe es nich so genau verstanden, ich glaube die Menschen dort mochten mich nicht leiden und deswegen mussten wir wieder gehen - ohne Kuchen. Immerhin gibt es einen Weihnachtsmakrt wo man mal ein Stück Wurst oder ein weggeworfenes Brötchen abgreifen kann und das Hotelzimmer ist auch in Ordnung. Ich liebe schneeweiße Bettwäsche. Am Abend waren die Herrschaften noch futtern. Wenn ich mich brav in meine Tasche lege und so tue als würde ich schlafen, dann packt mir Frauchen immer etwas in eine Serviette ein und wenn wir dann wieder draußen sind bekomme ich das. Heute gab es Seeteufel......großartig :-)




Sonntag, 23. November 2014

ohne Pinscher



Sonntag Nachmittag, ruhiges trockenes Novemberwetter und mäßig warm, da muss man doch noch mal raus dachte ich. Den Pinscher friert es ab 15°C, außerdem kränkelte er in den letzten Wochen. wenn er also mitfahren würde, dann nur warm eingepackt. Schon als ich seinen Mantel hervorzauberte hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Erst drückte er sich hinter das Kopfkissen, protestierte heftig beim Ankleiden und verkrümelte sich dann spontan im Körbchen bei der Heizung. Als es ernst wurde flüchtete er sich dann behände auf Frauchens Schoß. "Armer Hund, nein, wenn du nicht mitfahren möchtest dann bleib doch einfach hier".

Also gut, dann eben ohne Pinscher. Nur ein kurze Runde. Zum Berliner Tor, den neuen Radweg entlang der U-Bahn Richtung Horn. Wenn ich schon mal hier bin, dann vielleicht noch in die Boberger Dünen - am Flugplatz ist nichts los, keine Thermik mutmaße ich, aber die Laubbäume leuchten wundervoll in der tiefen Herbstsonne. Noch ein Stückchen weiter der Bille entlang, wenn ich schon so weit bin, dann kann ich auch noch bis Bergedorf fahren, hach macht das eine Freude. Etwas unangenehm ist jedoch das "kühle Schwitzen" unter der dicken Kleidung. Über die Dove- und die Gose Elbe geht noch, bis Neuengamme. Mein Blick schweift über die Felder auf das ehemalige KZ-Gelände. Die haben doch tatsächlich gleich nach dem Krieg dort eine Justizvollzugsanstalt hin gebaut - geschmacklos, wie ich finde, und während ich es immer noch geschmacklos finde bin ich schon am Zollenspieker Fährhaus. Die Fähre legt gerade an. Nächsten Sonntag ist Schluss bis Ende März. Ich könnt doch.....schwups, drauf, rüber.....




Diese Gelegenheit würde in diesem Jahr nicht mehr kommen, ach was rede ich. Kaffee und Mandelhörnchen bei der roten Russin am Anleger lasse ich heute aus, macht ja auch keinen Sinn ohne Pinscher, außerdem geht die Sonne schon unter. Die Elbe hinab schiebt der  Rückenwind mich saft die Deichstraße hinab bis Neuland. Die Süderelbe ist auf der Autobahnbrücke flux überwunden. Stillhorn - hier habe ich vor 12 Jahren auf der Autobahnraststätte meinen ersten Kaffee auf Hamburger Boden getrunken. Es ist einfach zu schön heute. Noch einmal die Elbinsel hoch bis Moorwerder und über die Peute bis an die Norderelbe und am Großmarkt vorbei bis an die Deichtorhallen, schließlich hinauf nach St. Georg. 66 Komma zeigt die Uhr und ein Schnitt von über 21 km/h - das hatte ich lange nicht mehr. Geht ganz schön schnell ohne Pinscher. 


Montag, 27. Oktober 2014

Aller aller allerletzte Sommertour



Was haben Rolling Stones Abschiedtourneen und allerletzte Sommerpinscher-fahrradtouren gemeinsam? Richtig! - beides findet ganz selbtsverständlich immer wieder statt, zumindest im norddeutschen Rekordsommer 2014. 


Mit dem Gedanken, dass da jetzt nicht mehr viel kommen könne, hatte ich am vergangenen Wochenende das Trike und das Toxy vorsorglich winterfest gemacht und in der Dachkammer verstaut. Dort können sie nun unbehelligt von Eis, Schnee und vor allem Streusalz ganz gemütlich ein paar Monate ausharren. 


Pinscher vorsorglich trotzdem warm eingepackt, schließlich kränkelte er zuletzt und kann immer noch keine Treppen steigen, das Scooterbike bepackt und auf zur aller aller aller allerletzten Sommertour, bei fast 20°C und strahlend blauem Himmel eine echte Freude Ende Oktober, wenn mir auch partout keine aufregend neue Stecke einfallen wollte. 



Vom Deichtor über den neuen Radweg zu den Elbbrücken, ein Stück dem Loop entlang, über die Alte Harburger Elbbrücke bis Neuland. Die Elbe hinauf bis Hoopte, mit der Fähre nach Zollenspieker und über den alten Bahndamm der Marschlandbahn und den Kaltehofer Elbdeich wieder zurück in die Stadt - so war der Plan, so haben wir es gemacht und es war wunderbar. 


An der Fähre gab es Kaffee und Mandelhörnchen, kaum Betrieb, Fett gefressene Stockenten nahmen im gemächlichen Schritt das Spalier der geparkten Autos ab.  Möwen kreischten, nur ein Auto auf der Fähre. Der Matrose hatte mit Lackarbeiten begonnen, auf einem Schiff gibt es immer was zu tun. Der Chef sei gestoben, daher die Flaggen auf Halbmast, erfuhr ich auf Nachfrage. 


Auf dem Marschbahndamm wurde es dann doch schattig. 39 Kranische formierten eine exakte Eins. Von den Beinen her kroch Kälte langsam hinauf in den Körper. Auch der Pinscher hatte sich in meinen Windschatten begebe, was er sonst vermeidet, da er ja neugierig ist und daher an mir vorbei lugen muss. Rasant fiel Dunkelheit übers Land während der Himmel noch feuerrot hinter den Elbbrücken leuchtete. So ist das um die Jahreszeit - Mick Jagger ist schließlich  auch schon 71. 








Montag, 13. Oktober 2014

10.000.000 m



Tendenziell bin ich ja recht unsportlich, muss  ich doch bei jeder Aktivität erst einmal meine zwei Zentner in Bewegung setzten und dies habe ich früher gerne eher  nicht getan. In den letzten paar Jahren hat sich das grundlegend geändert. Bewegung ist Lebenselixier und macht Freude. Einen Teil der 100 Kilo Lebendgewicht habe ich in Muskelmasse umgesetzt und seit ich Liegerad fahre und mich somit nicht mehr über die üblichen Radfahrer-Wehwehchen ärgern muss fahre ich auch gerne mal schnell noch 80 km zwischen Abendbrot und schlafen gehen. 


Dass ich es aber einmal auf 10.000 km in einem Jahr bringen würde, hätte ich noch vergangenes Jahr ausgeschlossen. Gestern, das Jahr war es 285 Tage alt, war es dann tatsächlich so weit. Den 10.000. Kilometer habe ich richtig genossen. Wow! Jeden elenden Tag 35 km - jede verflossene Stunde dieses Jahres 1.500 m gestrampelt und großartig dabei gefühlt. Stillsitzen ist mittlerweile fast eine Qual für mich. 


Der Pinscher, mein treuer Navigator, war fast immer dabei. Das ist gut so, ich fahre durchaus vorsichtiger mit dem Kleinen hinten drauf und er mahnt auch immer mal wieder eine Pause an, die ich alleine nicht machen würde. Von nix kommt nix, sagt man, aber ich habe auch sehr viel Glück gehabt. Drei tolle Fahrräder die Spaß machen, wenig Arbeit zur Zeit und das grandiose Wetter in diesem Jahr haben viele Touren ermöglicht. Fast schon unglaublich ist, dass ich nur 3x nass wurde in dem Jahr. 


Bleibt zu hoffen, dass der arktische Winter noch ein wenig auf sich warten lässt. Den einen oder anderen Meter werden wir dann noch radeln, der Pinscher und ich. 




Samstag, 11. Oktober 2014

Hansestadt zu Hansestadt, der Navigatortest



Wenn sich das Fahrradtourenjahr dem Ende neigt und man im Umkreis von 100 km gefühlt jede Gasse befahren hat, könnte man immer noch mal schnell und ohne viel Aufwand nach Lübeck fahren. Es gibt 2458 Möglichkeiten (oder sind es doch noch zwei mehr?) von Hamburg nach Lübeck zu fahren und der Navigator, der Pinscher, kennt sie alle.





Heute jedoch hatte sein neuer elektronischer Kollege, ein Garmin Outdoor GPS-Gerät das Sagen. Ausgestattet mit einer faszinierend detailgetreuen topografischen Karte ging das Gerät zügig ans Werk. Blitzschnell war die aktuelle Position gefunden. Das Garmin spricht auch mit den Russen, soll heißen kann neben dem üblichen amerikanischen Satellitensignalen auch die der Konkurrenz aus Russland empfangen und so viel schneller und präziser die Position bestimmen. Genau so schnell war eine Route berechnet - ich begutachtete nur die grobe Richtung und wollte mich weiter ganz auf die Geister im Gerät verlassen.




Das Verlassen der Stadt geradewegs Richtung Osten auf recht ruhigen Seitenstraßen war nach meinem Geschmack. Übel könnte man der Software (oder deren Programmierern) schon nehmen, die Route des weiteren entlang einer viel befahrenen Ausfallstraße Richtung Oststeinbeck und Glinde zu empfehlen. Immerhin, von den Abgasen und dem Verkehrslärm abgesehen ließ sich die Strecke ja befahren und das auch recht komfortabel. Richtig ärgerlich wurde es dann zwischen Feld und Wald entlang der Bille. 




Loser Sand, und was die Reifen der Traktoren bei der Ernte nicht verwüstet hatten, das hatten beschlagene Pferdehufe erledigt. No Way, absteigen, schieben - warum sollte ich eigentlich diesen faulen Pinscher mit seinen fast 5 Kilo Lebendgewicht auch noch mit schieben? Raus da! Selber laufen! Fairer Weise muss ich sagen, dass danach die Auswahl der Strecke perfekt wurde. Ruhige Kreisstraßen bis Kühsen, dann eine Schussfahrt hinab zum geliebten Elbe-Lübeck-Kanal bis zur Kanaltrave und zum Abschluss am berühmten Holstentor (das echte vom Fufziger) bis zum Lübecker Hauptbahnhof. 




In Berkentin gab es Kaffee und Kuchen. In Kronsforde gab es Kaffee und Kuchen. Ups - jetzt habe ich mich verraten. Immerhin liegen knapp 10 km wundervoller Kanalstrecke zwischen den beiden Orten. Zwischendurch hielten wir noch, um auf einer Wiese am Wegesrand eine Eselherde zu beobachten. Tolle Tiere diese Esel, fand auch der Pinscher. Gegen 17:00 Uhr wurde es etwas schattig und klamm - Oktober halt, Oktober und deutlich mehr als man erwarten darf. 









Montag, 29. September 2014

Silberner September





Mit dem ersten Augenaufschlag war klar, heute muss es die Ostsee sein, und dass wir noch genau 58 Minuten Zeit hätten bis der Zug Richtung Lübeck abführe, erkundete ich bei der ersten Tasse Kaffee im Bett. Der Pinscher räkelte sich noch irgendwo bei den Füßen, also bei meinen Füßen, und blinzelte. Der Regionalexpress nach Lübeck hatte Verspätung und die Regionalbahn nach Neustadt fuhr heute nur in halber Länge, was soviel heißt wie doppelt voll. Grimmig beobachtete mancher wie ich mich nun auch noch hinein quetschte, aber ein Pinscher auf dem Gepäckträger löst die Stimmung oft spontan. 


Goldener Oktober war das noch nicht, ich nenne es Silberner September. Über der Ostsee hing feiner silberner Nebel, der hell war und die Farben verschluckt. Die Sonne mühte sich nach Kräften, jedoch den ganzen Tag vergebens. Ich verfuhr mich zunächst nach links, dann nach rechts, aber heute war es mir egal, wir hatten alle Zeit der Welt. Kühle Luft an den nackten Beinen, Wind in den Härchen und ein bisschen von der fahlen Sonne gestreichelt, ich liebe es und auch der Pinscher im Fond erschiene mir interessiert vergnügt. Frühstück in Sierksdorf. Der einzige Tisch mit Ostseeblick beim Bäcker war schon besetzt. Ich fragte höflich, ob wir uns dazu setzen können. Wir sprachen über Lebenszufriedenheit, das Wetter und das Sein als solches - ich vergaß das Ostseeblicken. 


Timmendorf, Hermannshöhe, Travemünde. Auf der neuen Seebrücke in Niendorf sonnten wir uns eine halbe Stunde. Der Weg zur Mole in Travemünde wurde offensichtlich neu geteert. Die gesamte Strandräuberschafft hatte das Jahr schon abgeschrieben. Strandkörbe wurden überall ins Winterquartier verfrachtet und Boote aus dem Wasser gezogen. Noch einmal im Sand liegen - nein, der Herbst ist nicht aufzuhalten, auch in diesem Jahr nicht. Würde ich der Marzipantorte bei Niederegger widerstehen können - nein, würde ich nicht. 


Mit Schwung enterten wir die Priwallfähre. "Schiiiiieben!!!" tönte es wie immer von hinten. "Waaas!" rief ich wie immer zurück. Auf eine Fahrkarte hatte ich dieses Mal verzichtet, macht die halbe Marzipantorte. Wir umschiffen den Yachthafen und die dümpelnde "Passat" im frühen Abendlicht. Noch einen Blick auf die Ostsee hinaus, noch einmal durchatmen. Dassow, Schönberg, Lüdersdorf - ich liebe diese Orte, obwohl die Straßen übelst gepflaster sind. Hier ist noch ein kleines bisschen DDR erhalten geblieben. 


Ab und zu halten wir am Wegesrand, schauen uns Kühe auf der Weide oder reife Hagebutten an. In Lübeck wurde es langsam dunkel. Ich passiere eine Demonstration gegen irgendwas und plötzlich sprangt mir ein Uniformierter in den Weg. "Das ist eine Fußgängerzone!" herrscht er mich an. "Oh, Entschuldigung, ich öhmm, ich bin nicht hier aus Lüneburg, ich suche den weg zum Bahnhof!" und mühte mich dabei um einen deutlich vernehmbaren rheinischen Akzent - funktioniert fast immer, dieser Trick :)









Dienstag, 16. September 2014

Levada Nova - Die Wanderschnecken verabschieden sich von der Atlantikinsel



Einmal noch eine große Levada Wanderung auf Madeira, das wäre nett, aber das Wetter ärgerte uns gewaltig. Gestern Dauerregen, heute elegant aussehende Schauern, die in Reih und Glied vom Meer herüber Richtung Festland marschieren und mal hier und mal dort die Insel gossen. Hinein geraten möchte man da indes nicht, viel zu heftig sind die Güsse und Regenbekleidung bei diesen Temperaturen ist auch eher eine theoretische Überlegung. 


Nachdem wir uns, dem Text des Reiseführers getreu folgend, fünf mal an der selben Stelle folgenschwer verfahren hatten, beschlossen wir, den Text  endlich wörtlich zu nehmen und befanden uns sodann auf dem richtigen Weg zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wir hatten etwas Muße, da vor uns ein Linienbus fuhr, der außer an Bushaltestellen quasi an jeder Ecke anhielt und Menschen ausspuckte. Die Anfahrhilfe moderner Autos ist eine feine Sache, wenn man erst einmal verstanden hat wie so etwas funktioniert und warum es manchmal nicht funktioniert und warum es auch funktioniert, wenn es gar nicht funktionieren soll. 


Der Levada Nova waren wir schon einmal einige Kilometer mit mäßiger Begeisterung gefolgt. Heute sollte das besser werden. Ein Tunnel stand auf dem Programm und man solle wohl auf der gesamten Strecke einen guten Blick in das Tal des Ribera Brava und auf den Atlantik haben. Nachdem wir ein paar Bananenplantagen hinter uns gelassen hatten, eröffnete sich auch gleich ein großartiger Blick ins Tal. Alleine die Levada schwächelte ein wenig. Das Wasser stand, oder war erst gar nicht vorhanden. Das gestrige Unwetter schien irgendwo einen größeren Schaden verursacht zu haben. 


Im nächsten Dorf winkte uns eine alte Frau in Kittelschürze vom Weg an der Levada zu ihrem Häusschen ein paar Meter unterhalb. Sie bot uns Kaktusfrüchte, die ein wenig wie Birnen schmeckten und Bananenpassionsfrüchte an. Sie habe auch mal einen Hund gehabt und bedeutete mit ihren Armen gigantische Ausmaße, der sei am Berg gestorben, die Nachbarn seien Deutsche, sie habe einen Garten und er ginge angeln. In Funchal würde man klauen und Drogen nehmen und wir sollen aufpassen wegen der Erdrutsche. Dies alles natürlich auf portugisisch und ohne das wir tatsächlich auch nur ein Wort dieser Sprache verstehen würden - aber genau das hat sie ganz bestimmt gesagt. Ich gab ihr zwei Euro für die Früchte und wir zogen weiter. 


Es begann dann tatsächlich heftiger zu regnen und wir fanden zunächst Schutz unter einer Art riesiger Rhabarberblätter und später auf einer Terrasse bei Leuten die wohl gerade einkaufen waren. Wo wir schon mal da waren, konnten wir uns auch kurz auf ein Picknick einlassen. Gallao in Tüten, Banane und Müsliriegel wie immer. Wir beschlossen dann irgendwann weiter zu gehen. Auf das Wetter hatten wir keinen Einfluss und bisher hatten wir auch immer Glück. Genau - nach ein paar Metern hörte der Regen auch auf und der feuchte Eukalyptuswald den wir gerade streiften roch wie eine Hustenbonbontüte. 


Eine Schwarzbunte Ziege und ein paar streunende Hunde erwarteten uns, neben einem grandiosen Blick auf den Atlantik aus 500 m Höhe, am Ende unseres Wanderweges. Wir setzten uns ein wenig abseits und verputzten weitere Wegzehrung. Wie ärgerlich, auch dieses mal hieß es einfach kehrt machen und den gleichen Weg zurück gehen. Ein kleiner Trost ist die veränderte Perspektive auf dem Rückweg. 


In Ponta do Sol fanden wir ein Restaurant mit angemessenem Meerblick für unser heutiges Abendmal. Einen dazu passenden Sonnenuntergang hatte ich gestern schon vorbestellt und der Pinscher war sehr davon angetan, dass heute Abend sogar Fleisch mit Knochen auf der Speisekarte standen. 






Samstag, 13. September 2014

Caldeirão Verde de Baixo - ein bisschen grüne Hölle



Verschlafen, lange gefrühstückt, unklare Wetterlage, die Anfahrt quer über den Höhenzug unterschätzt, Kaffeedurst am Startpunkt - um das Ende vorweg zu nehmen, wir Wanderschnecken kamen kamen erst aus der grünen Hölle zurück als die Dämmerung schon mit der Insel fertig war.




50 km Anfahrt klingt erst einmal nicht so schlimm - wäre da nicht der Berg, wobei DER Berg die ganze Insel ist und man sich ständig auch in der Horizontalen bewegen muss. Selbst eine Küstenstraße gibt es hier nicht. Bewegt man sich entlang der Küste, so geschieht dies meist auf 200 - 800m Höhe.


Von der Bergfahrt ausgezehrt war uns erst einmal nach Kaffee zu Mute. In der Snackbar bot man zwar dazu keinen Kuchen an, jedoch Sandwich "original Madieran" - warmes Kartoffelbrot mit viel zu salzigem Käse und versalzenem Schinken - in der Gesamtkomposition jedoch lecker. Nun aber los.



Der zunächst noch rollatorgeeignete breite Waldweg wurde, nachdem wir ein schmuckes Fosthaus passiert hatten schnell enger. Knorrige Wurzeln am Boden forderten Aufmerksamkeit. Leider vernachlässigte ich den Kopfraum. Dicke herunterhängende Äste waren auf Durchschnittsportugiesenhöhe gekappt worden. Zwei tiefe Kerben auf der Stirn zeichnen mich nun als hochgewachsenen Nordeuropäer aus.



Die alte aus Stein gemauerte Levada führt vorbei an blauen Hortensienbüschen und Avokadopflanzen hinein in einen kühlen feuchten Urwald. Die Abhänge sind moosbewachsen und mit allerlei Farnen bestanden. Der Weg wird nun auch oftmals rutschig und lädt wenig zum verschnaufen ein. 


Nach gut zwei Stunden Wanderung hat sich der Wanderstieg fast komplett auf die Begrenzungsmauer der Levada verengt. Entgegen kommende Wanderer vorbei lassen wird da manchmal zu einem schwierigen Balanceakt. Die Abhangseite, man mag gar nicht so genau wissen wie viele hundert Meter es dort hinab geht und hält seinen Blick gerne in der Horizontalen, ist nun fast durchgehend durch ein dünnes Stahlseil gesichert. 



Der Pinscher schlägt sich wacker. Ein wenig mulmig ist mir, bei Gegenverkehr. "Nicht anfassen! - don´t touch!" der Standartspruch. Hund an der Leine heißt leider auch immer eine Hand weniger zur Eigensicherung. Ich vertraue meist auf Joschis Erfahrung und Mut, schwindelfrei ist der Kleine ohnehin. 




Noch gut drei Stunden erreichen wir den Ersten von fünf Levadatunneln. Jeder für sich war eine kleine Herausforderung. Eng und flach, verwinkelt, nass. Der Pinscher stand bis zum Bauch im schlammigen Wasser. Einer der Tunnel hatte in der Mitte ein Seitenfenster, das einen großartigen Blick auf das tiefe Tal erlaubte. 




Eine Stunde nach der geplanten Zeit erreichten wir den Caldeirão Verde, den Grünen Kessel. Man musste den Kopf schon sehr weit in den Nacken nehmen, um etwas Himmel zu sehen. Aus unerfindlicher Höhe stürzte ein kleiner Wasserfall entlang der grünen Felswände ins Tal. Wir waren alleine hier draußen und wurden fast etwas ehrfürchtig angesichts dessen, was die Natur hier geschaffen hatte. 



Allerdings war uns die Zeit davon gelaufen, was uns angesichts des nicht gerade einfachen Terrains etwas sorgen bereitete. Eine Stunde vor der Voraussichtlichen Rückkehr zum Auto würde die Sonne unter gehen. Bis dahin müssten wir auf halbwegs sicherem Boden sein. Die Müsli-Wasser-Hundeleckerlipause fiel entsprechend kurz aus und wir machten uns auf den Rückweg. 



Kein Mensch im Wald, keine Vogelstimme, kein Wind, kein Geräusch außer unsere Schritte und das tippeln des Pinschers. Wir blieben gut in der Zeit und erst am Forsthaus wurde es richtig dunkel. Die Gelegenheit noch einen dicken Strauß Hortensien für die Vase zu pflücken und noch einmal kurz zu verschnaufen. 



Fast 22 Uhr war es, als wir in das Auto stiegen, in der stillen Hoffnung, in Santana, unten am Berg, noch etwas essbares zu bekommen. Auch der Pinscher war nach fast 20 km über Stock und Stein redlich erschöpft. Die Hoffnung auf ein ausgedehntes Abendmal erfüllte sich leider nur für den Pinscher. Wir begnügten uns mit Obst, dass wir am Mittag bei einem Händler am Straßenrand gekauft hatten.