Freitag, 30. Mai 2014

critical mass - und wir werden immer mehr




CM Hamburg - Start auf der Alsterwiese

Nachdem die lokale und auch die überregionale Presse in den vergangenen Tagen das Thema Radfahren in Hamburg mehrfach aufgenommen hatte, war am heutigen letzten Freitag im Monat wieder mit reger Teilnahme bei der Critical Mass zu rechnen. Das Wetter spielte auch mit und ich gehe davon aus, dass wir den, erst letzten Monat aufgestellten Deutschlandrekord dieses Mal locker überbieten konnten. Schätzungsweise 5000+ Menschen radelten für eine gerechtere und sinnvolle Verteilung des Straßenraumes - und der Pinscher war auch dabei. 

CM Hamburg - Abschluss auf dem Rathausmarkt


Donnerstag, 29. Mai 2014

Am Vatertag nach Schwerin




Vatertag, und der Pinscher hat Pause. Schon kurz nach 9.00 Uhr traf Mann (und genau so viel Frau) sich heute Morgen in Großhansdorf, am der Endhaltestelle der Walddörferbahn, zur gemeinsamen Fahrt nach Schwerin, weiter auf die Insel Poel und dann am Sonntag nach Travemünde. Am Wochenende hatte ich schon etwas anderes geplant, also würde die Fahrt für mich heute Abend leider schon in Schwerin enden. Kaffee, das wäre es gewesen, aber in Großhansdorf ist der Hund begraben, diese Hoffnung erfüllte sich also nicht.  Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und dem Vortrag über den Haftungsausschlusses des ADFC im Zusammenhang mit diesem Ausflug und blablablub ging es dann ganz zügig los. Die ganze Gruppe war fit, und trotz des kühlen wolkigen Wetters, Gegenwind habe ich ja im Abo, machte das Radeln spaß. Während ich so dahin sinnierte, dass der Horizont eines Liegeradfahrers bei einer Gruppenausfahrt im allgemeinen am Hintern des Vordermannes endet, und man mangels Sicht sehr vorsichtig fahren muss, erzählte mir die sehr kleine Frau, die hinter mir her radelte, wie glücklich sie sei, eben dies zu tun. Endlich könne sie mal etwas sehen und habe trotzdem ausreichend Windschatten. Alles eine Frage der Perspektive also. Gegen Mittag erreichten wir Ratzeburg. Hier war eine länger Pause angesagt. Es gab Kaffee und den Kuchen muss ich sicher nicht erwähnen. Nördlich des Schaalsees und südlich an Gadebusch vorbei, durch die schöne, in der letzten Eiszeit entstandene Endmoränen Landschaft fanden wir unseren Weg nach Schwerin. Noch mal kurz Gas geben und die Bahn um 5 nach 6 nehmen, oder trödeln und mit der Bahn nach 8 fahren? Aufgrund des Un-Wetters entschied ich mich für ersteres und verabschiedete mich im Vorbeiflug von meine Mitradlern, die jetzt noch 3 schöne Tage an der Ostsee verbringen werden. 


Schaalsee



Dienstag, 27. Mai 2014

Sachsenwald mit Freunden




Die Abstimmung darüber, ob der Pinscher heute mit auf Tour gehen würde, endete mit nur einer Gegenstimme. Einstimmig war das Ergebnis bei Spargel, Pellkartoffeln, Schinken und Tatort am Abend nach der Tour. Nach meiner guten Erfahrung mit der GPS Tour des ADFC-Hamburg vom Vortag hatte ich Freunde eingeladen, die nächste Tour doch einfach mal mit zu fahren. Es sollte in den Sachsenwald gehen.


Abstimmung bei einer Gegenstimme gewonnen


Der Sachsenwald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Norddeutschland. Er wirkt ein wenig preussisch, was wiederum nicht verwundert, wenn man weiß, dass er zum größten Teil der Familie von Bismarck gehört. Als Mensch aus der Eifel, würde ich den Sachsenwald allenfalls als Gebüsch bezeichnen, aber mehr hat der Norden nun mal nicht zu bieten und erholsam ist es dort trotzdem. Gut 30 Minuten Fahrzeit mit der S 21 bis Aumühle und schon steht man im Wald. 


unsere Straße (Foto LvB)


Auch die Waldwege sind preussisch angelegt, aber verfahren konnten wir uns dank GPS-Track ohnehin nicht. Das Gewitter vom Vorabend hatte leider deutliche Spuren hinterlassen. Für meinen Geschmack waren die Wege etwas feucht und mit den kleinen "Liegeräderrädern" hatte ich so meine Mühe im Morast. Besser wurde es dann auf den Feldwegen Richtung Schwarzenbek. Für Kaffee sei es noch zu früh, ergab die Abstimmung mit einer Gegenstimme, also fuhren wir weiter Richtung Süden. Begleitung zu haben ist, abgesehen davon, dass es nett und unterhaltsam ist, auch sehr gut, um sich mal Fotografieren zu lassen. So kann man sich mal eine Vorstellung davon machen, wie das Aussieht, wenn wir, der Pinscher und ich, einen Tag lang auf dem Liegerad sonnenbaden. 

Sonnenbad auf der Landstraße (Foto LvB)


Durch Zufall entdeckten wir eine kleine verfallende Siedlung am Wegesrand bei Gützow. So richtig lange schienen die strohgedeckent Häuser und Stallungen noch nicht verlassen zu sein, aber die Natur hatte sich ordentlich ins Zeug gelegt und unsere Neugier zahlten wir mit ein paar Schmerzhaften Brenneselstichen. Selbst den Pinscher hatte es erwischt. 


verlassenes Anwesen

Wie es immer so ist - kommt die Kaffeezeit, fehlt die Gelegenheit. Wir fuhren von Ort zu Ort ohne Erfolg. Dann wurden wir doch noch fündig. Auf einem Reiterhof mit mit angegliedertem Reitshop, Kaffeebar, Dorfttreff und, so schien es, Hundevergnügungsanstalt, kamen wir, obwohl wir schon fast aufgegeben hatten, doch noch zum Zuge. Die Menschen waren nett, der Kaffee gut und der Kuchen naja. Dem Pinscher war es eindeutig zu gesellig hier. Ein Sennenhund, zwei röchelnde Bulldoggen, etwas kleines drahtiges und alle wollten hielten nicht den konventionellen Wohlfühlabstand ein. Mit einem Satz sprang der Pinscher blitzschnell, fast elegant zwischen die Kuchentellern auf den Tisch und weiter auf den Schoß. Niemand nahm Anstoß daran - ach der ist aber süß! - ein wahres Hundeparadies hier.




Das letzte Stück Sachsenwald ersparten wir uns, wegen des Schlammes und nahmen die alternative Landstraße. Bei trockenem Wetter hätte man dem ADFC wieder ein dickes Lob für die vorgeschlagene Strecke aussprechen können. In Aumühle wartete schon die S-Bahn. Das Fahrvergnügen endete jedoch schon nach wenigen Halten in Billwerder. "Personen im Gleisbett am Berliner Tor" verkündete der Lautsprecher, und man werde den Strom voraussichtlich in 15 min wieder einschalten. Das passte natürlich überhaupt nicht zu unseren Tatort-Spargel-Plänen. Aber wozu hatten wir denn Fahrräder dabei?








Montag, 26. Mai 2014

Bis ans Meer



Bis ans Meer Fahren ist immer etwas besonderes, finde ich. Mit eigener Muskelkraft bis ans Meer fahren ist noch etwas besonderer. Irgendwann fahre ich jedes Jahr ans Meer. Heute hatte ich gerade nichts anderes vor, also bin ich mal ans Meer gefahren. Aber Hamburg liegt doch am Meer? Höre ich jetzt so manchen Südländer laut denken. Zwar haben wir Ebbe und Flut, einen Hochseehafen und Fischköppe hier in der Hansestadt, aber das Meer ist eine ganze Ecke weit weg. Das beste am Hamburger Nicht-Meer ist jedoch, dass wir gleich zwei verschiedene davon haben, die Nordsee und die Ostsee. Meine Wahl fiel heute auf die Ostsee. Ich finde immer, da sieht man mehr Meer. Für den heutigen Tag eine schlechte Wahl, wie sich noch herausstellen sollte. Ich hatte beim Wetterbericht nur auf Regenwolken geachtet, nicht jedoch auf die Windrichtung und die Windstärke, und so begab es sich, dass ich mehr als 100 km gegen eine steife Briese aus Nordost anradeln musste. 

Bis auf Ostsee war ich weitestgehend Planlos. Kann man sich eigentlich auf die Navigationsfunktion von solch einem Fahrradnavi verlassen, ohne vorher auch nur auf die Landkarte geschaut zu haben. Die ersten Versuche, mit den Zielen Timmendorfer Strand oder Travemünde endeten nach einer Rechenorgie des Gerätes mit der Anzeige "Routenberechnungsfeher". Nein, nicht dass jetzt jemand glaubt, solche Geräte taugen nichts, Fahrradnavigation ist deutlich komplexer als ein Auto von A nach B zu navigieren. Die Ansprüche von Fahrradfahrern sind vielfältiger und wahlweise schimpft der Rennradler oder der Mountainbike Fahrer, das Gerät tauge ja überhaupt nichts. Fahrradkuriere, Fahrer mit Anhänger und Liegeradfahrer lasse ich schon ganz bewusst außen vor. Mein Vertrauen in das Gerät ist quasi grenzenlos, ich fluche zwar immer, aber es ist seit Jahren ein treuer und zuverlässiger Begleiter, der mich noch nie im Stich gelassen hat. 

Wittmoor

Nordosten ist die grobe Richtung. So folge ich teilnahmslos der Ausfallstraße durch Barmbek bis Sasel - Schwups, Route berechnet. Am Stadtrand konnte ich den weißen Pfeilen folgen. Gleich kam eine kleine Überraschung - das Wittmoor. Sehr schon und mir bis dato gänzlich unbekannt. Pinscher, heute Navigator II genannt, und sein Herr, auch heute wieder der, der in die Pedale tritt, verschnaufen kurz und lassen die Landschaft auf sich wirken (beim Pinscher könnte man gar sagen, es sei umgekehrt, er wirke auf die Landschaft).

Von der Alster führt der Weg an die Beste. Hier über die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee muss damals der Alster-Beste-Kanal gebaut worden sein. Es war der erste Versuch einen Wasserweg zwischen den Meeren zu schaffen, damals im 16. Jh. Die Geschichtsbücher sagen, es sei die teuerste Fehlinvestition aller Zeiten für die Hansestadt Hamburg gewesen. Ich denke, man sollte die Geschichtsbücher demnächst mal an neue geschaffene Realitäten anpassen.

Durch Zufall - nein, die ganze Tour war ja Zufall, also, es begab sich, dass wir auf die, zu einem Radweg umgebaute Bahntrasse von Henstedt-Ulzburg nach Bad Oldesloe gerieten. Das hatte ich in letzter Zeit, zu miedest seit ich Liegerad fahre, tunlichst vermieden. Man mag es kaum glauben, es muss Hirn geregnet haben. All die unpassierbaren Umlaufgitter wurden ersatzlos entfernt und man kann nun auf diesem Weg endlich Rad fahren und der Pinscher trabte fröhlich nebenher.

Kein Kaffee, kein Kuchen und der Gegenwind hatte noch ein Schippchen drauf gelegt. Bei km 70, in der Nähe von Bad Schwartau verordnete ich dem Pedalritter und dem Navigator II eine Zwangspause. Wir teilten uns den letzten Müsliriegel und eine habe Flasche Wasser. Ich streckte die Glieder auf einer Bank und stellte den Wecker auf 15 min. Solch ein Mikroschlaf wirkt wunder. Der Pinscher liegt dabei immer auf meinem Bauch und behält Fahrrad und Gepäck im Auge - ich kann also beruhigt ganz tief in Schlaf fallen, wir sind ein eingespieltes Team. 

Niendorf

Die Pause hatte Wunder gewirkt, die 20 km bis Timmendorfer Strand schüttelte ich locker aus den Beinen - lediglich die Knie schmerzten ein wenig, aber das ist eine allgemeine Liegeradfahrerkrankheit. Wir drehen eine Runde um den Brunnen auf dem Marktplatz in Timmendorf. Bäckereien und Kaffees hatten Feierabend gemacht, groß was essen passt eigentlich nicht zum Radfahren. Mir fiel der kleine Fischerhafen in Niendorf ein, hier gibt es immer Fischbrötchen und um diese Uhrzeit ist das Licht auf der Ostsee wunderschön. Fischbrötchen, Cola light - wieso bestelle ich eigentlich immer Cola light, nach 100+ km würde mir eine furchtbar gezuckerte Cola sicherlich besser tun. Der Navigator bestand auf seien Fischbrötchenanteil. "Fahrräder Schrittfahren!" befahl ein Schild auf der Strandpromenaden. Ich beschloss heute und bei Rückenwind, einen Schritt von 30 km/h. Die Ostsee tobte und am Strand und auf der Promenade waren kaum Menschen. Ich beschloss noch einem weiteren Strandstopp - der Pinscher fand Strand scheiße. Kein Bäumchen und gesandstrahlte Nase, also fuhren wir weiter. 


kein Bäumchen
Wir erklommen die Herrmannshöhe und folgten den Weg zum Brodtener Ufer. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Bedürfnis ein Gerstenfeld zu streicheln. Es hatte das wohl satteste Grün des Jahre und der Wind blies Gerstenwellen auf uns zu. Im Hintergrund die Ostsee, ein wundervoller Anblick.

Gerste streicheln
Der Navigator schwächelte zusehends, das GP-Gerät zum Glück nicht. Das Steilufer ist seit  an vielen Stellen weiter abgerutscht, zwei Häuser sind schon letztes Jahr hinab gestürzt und der Weg wird wohl noch in diesem Jahr weiter ins Land verlegt werden müssen.


Der Strandbahnhof in Travemünde hat einen Hohen Turm, auf dem stets die Abfahrzeit des nächsten Zuges nach Lübeck angezeigt wird. So können die Fahrgäste, noch am Strand liegend, sehen, ob sie den Zug noch erreichen oder lieber einen späteren nehmen. Wir machten ein Punktlandung, hätten es aber auch sicher noch eine Stunde am Strand ausgehalten. Das ist vielleicht ein Grund noch mal ans Meer zu fahren, schließlich hat das GPS Gerät wunderbar funktioniert.

Travemünde Strandbahnhof





Sonntag, 25. Mai 2014

Seevetal und Rosengarten



Wochenende, blauer Himmel, kein Termin und niemand zu Hause, außer der Pinscher - da bleibt mir ja fast andere keine Wahl als auf das Rad zu steigen. Ein wenig schrauben musste ich noch vor dem Start. Die Klickpedale waren zu locker, das Federbein am Vorderrad zu Straff, die Bremsscheiben quietschten (mal wieder) und der Hundekorb musste auch neu befestigt werden. Eine halbe Stunde würde es wohl dauern, dann konnten wir starten. Blieb mal wieder die leidige Frage, wo hin?



Der ADFC - Hamburg bietet auf seinem Inernetportal diverse vorgefertigte Touren zum Herunterladen an. Das wollte ich schon immer einmal probieren, schließlich ist man dort ja vorm Fach. Ich entschied mich für eine Tour entlang der Seeve bis in die Nordheide und durch die Harburger Berge. Eine abwechslungsreiche Gegend, die ich noch nicht gut kenne. Vom Hauptbahnhof ist man in 13 min mit der S-Bahn in Harburg und die Bahnen fahren im 5-Minuten-Takt - Perfekt!


Am Harburger Bahnhof das GPS Gerät einschalten, auf Satellitenempfang warten und dann einfach der lilafarbenen Linie auf der Landkarte folgen, ohne sich weiter Gedanken zu machen. Das war neu für mich, die grobe Richtung bekannt, aber wo es dann tatsächlich lang geht, darum hatten sich andere gekümmert. Auch neu war die Karte auf meinem GPS-Gerät. Die niederländischen Anbieter von OpenFietsMap bieten großartige kostenlose Digitalkarten zum Radfahren. Der größte Vorteil ist, dass die Karten nicht quietsch-bunt wie bei den meisten Anbietern daher kommen, sondern dezent gehalten sind und sich der zu navigierende Track auf dem Display stets deutlich erkennen lässt. Ein weiterer Vorteil, sollte man sich mal verfahren haben, so sind die Karten im Gerät navigationsfähig - man weiß ja nie was der Tag bringt.


Die lila Linie führt mich eine ganze Weile an der Seeve entlang. Erst grenzen Kleingärten an den kleinen Fluss, später Villen. Fast alle haben kleine Stege auf das Wasser und die Gärten sind mehr, mit Farnen und Blumen, oder weniger, mit Gartenzwergen und Deutschlandflagge, schön gestaltet. Dazwischen immer wieder Entenpaare die ihre junge Familie ausführten. Bei Ashausen verließen wir die Ebene, überquerten die Bahnlinie Richtung Lüneburg und wandten uns der Nordheide zu. Kleine Dörfer, Waldstücke und Felder im Wechsel - kein Autoverkehr, ruhig dahin gleiten und genießen. Da war doch noch was? Der Pinscher, der Pinscher hatte sich extrem gemütlich in seinem Körbchen zurück gelegt, beobachtete die Landschaft und gab keine Laut von sich. Auf die Frage, ob er denn ein Stückchen laufen wolle, reagierte er auffallend verhalten. Der Hund als solches ist manchmal ein träger. Nutzte nix - ein bisschen Bewegung musste sein. Als die lila Linie ein längeres Waldstück vermuten ließ setzte ich ihn aus. Etwas wiederwillig trottete er nebenher. Unter einer dicken Buche gab es Wasser, Müslieriegel und gemeinsam in den Himmel schauen, bis zwei Reiter vorbei kamen. Das eine der Pferde mochte nicht weiter gehen. War es der Hund, das Rad oder ich? Pferde verhalten sich erfahrungsgemäß seltsam, wenn sie Liegeräder sehen. Vergangenes Jahr ist in einem Wald bei Köln eines derart erschrocken, dass es seine Reiterin einfach unsanft absetzte, möglicherweise mit dem Gedanken, ohne diesen Ballast schneller flüchten zu können.




Der Pinscher hatte null Bock - als wir wieder aufbrechen wollten sprang er bellend an mir hoch und zwickte mir ins Hosenbein. Auf pinscherisch heißt das: "setz mich jetzt bitte wieder ins Körbche, ich will nicht mehr laufen." Nun denn - ich hatte ein Einsehen. Klecken, Nenndorf, Sieversen, Sottorf - schön, ruhig, museumsreif aufgeräumt, und was noch nicht fertig ist, wird natürlich Samstags Nachmittags erledigt. Wenn der Hamburger in die Berge will, dann fährt er in die Harburger Berge. Ganz im Ernst, hier geht es steil rauf und wieder runter. Möglicherweise über hier ja auch der Hamburger Alpenverein? Die letzte Abfahrt Richtung Harburg war jedenfalls nett. Den Weg durch Wilstorf am Außenmühlenteich vorbei  war mir noch nicht geläufig.



Kurz vor 19:00 Uhr, die Sonne im Gesicht und ein Gewitter im Nacken, beschloss ich die letzten 15 Km bis zu Hause auch noch zu fahren. Die Radverkehrsführung zwischen Bahnhof und Phönix Center ist gruselig. Drei mal muss die sechsspurige Straße sinnfrei überquert werden um nur einfach ein paar Hundert Mieter geradeaus zu fahren. Frei und Autostadt Hamburg nennt sich diese Konzept. Auf der Elbinsel geriet ich in die Ausuferungen einer Musikveranstaltung und kurz vor dem Ziel schnitt die "Bunte Lange Reihe", unser jährliches Stadtteilfest, den Weg ab.  In der Einfahrt trafen mich die ersten Regentropfen und dann ging es richtig los - ich wollte ohnehin duschen, passte also. 

Mittwoch, 21. Mai 2014

Das Tageslicht ist das Limit




In den langen dunklen Wintermonaten verliert man fast die Hoffnung, aber mit den Schwalben kommen jedes Jahr die Tage, an denen man die Jacke ungestraft im Schrank lassen kann. Heute war wieder so einer. Der Pinscher hatte den ganzen Tag gedöst und war am Nachmittag voller Tatendrang. Die kleine "vor dem Feierabendkaffee Alibirunde" um den Block reichte heute nicht aus und nach etlichen Stunden am Schreibtisch war auch für mich klar, dass noch was passieren muss. Hundekörbchen mit einem Klick auf das Toxy , daran habe ich lange gebastelt, Pinscher gegen herausfallen sichern, auch das eine ausgetüfteltes Patent, und los gehts - aber wohin eigentlich?




Ojektiv betrachtet sind alle Wege schon gefahren, gibt es nichts spannendes, das ich in Hamburg noch nicht gesehen hätte und für eine weitere Tour reicht solch ein Abend dann auch wiederum nicht. Die reizvollste Gegend der Stadt ist ohne Frage der Osten. Einmal die Industriegebiete an der Bille überwunden kann man sich als Radler ganz der wundervollen Landschaft der Vier- und Marschlande und der Reit hingeben. Auch für den Pinscher findet sich hier auf Deichen weit ab vom Stadtverkehr immer wieder eine längere Strecke zum Auspowern. Ist er zu Beginn der Tour meist noch aufgeregt und zappelig, so verbringt er nach ein paar Kilometern Laufstrecke den Rest des Abends ganz genüsslich und lässt Gegend an sich vorbei ziehen. Lediglich Schafe, Karnickel und Katzen locken ihn dann noch aus der Reserve. 20, 30, 50 km, vielleicht noch einmal hier oder dort abbiegen, irgend eine neue Perspektive gibt es immer. Vielleicht noch mal um den Eichbaumsee mit seiner Regattabahn, oder noch mal die 5 km über die Tatenberger Schleuse und am Elbdeich entlang, oder beides? Das Tageslicht ist das Limit, Liegerad fahren im Dunkeln ist anstrengend weil man in der tiefen Position oft geblendet wird und die Tücken der Hamburger Radwege nicht rechtzeitig erkennt. Den Brüdern und Schwestern die ob ihrer eigenen Ausstrahlung gänzlich auf Fahrradbeleuchtung verzichten können und jene die mit wild blinkende Rücklichter Akzente im Straßenverkehr setzen wollten widme ich mich ein anderes Mal. 





Zurück in der Stadt ist es meist spät, aber immer noch ein bisschen zu früh, um nach Hause zu fahren, egal wie spät es tatsächlich ist. Vielleicht noch mal an den Landungsbrücken vorbei? Über den Jungfernstieg und dann noch mal um die Aussenalster? Fliederdufft, Frittenfett und Joggerschweiß bei Bobby Reich? Grillduft, zerdepperte Bierflaschen und Frisby auf den Alsterwiesen? - Auf jeden Fall noch mal durchs Viertel, die Lange Reihe hoch oder über den Hansaplatz - sehen und gesehen werden, lautet das Motto in St. Georg und posen, das kann der Pinscher.


Montag, 12. Mai 2014

Von der Maas bis in die Eifel






Im Dreiländereck aufgewachsen muss ich retrospektiv leider gestehen, die Vielfalt der Möglichkeiten in frühen Jahren zu wenig genutzt zu haben. Eine Schande zudem, ich bin der französischen Sprache nur rudimentär mächtig und die niederländische verstehe ich zwar, aber sprechen - Fehlanzeige. Nunja, ein bisschen von dem Versäumten kann ich ja noch nachholen und wie ginge das wohl besser als mit dem Fahrrad? 

Rädermeer in Maastricht
Bei strahlendem April-Sonnenschein fahre ich, kleine Schwester im Gepäck und Pinscher in erprobt sicherem Gewahrsam zum Hauptbahnhof nach Aachen. In meinen jungen Jahren gab es nicht einmal grenzüberschreitenden Nahverkehr ins nahe Holland. Heute ist das kein Problem mehr. Die Euregiobahn fährt ins benachbarte Heerlen und von dort aus geht es weiter in die limburgische Provinzhauptstadt Maastricht. Ja, wir sind in den Niederlanden - schon das Bahnfahren mit Rad war ein Vergnügen, auch tauchen wir gleich vor dem Bahnhof in ein Rädermeer. Einen Wermutstropfen möchte ich dennoch nicht unterschlage, der Obolus für den Fahrradtransport über die Grenze war mit 10,00 € pro Velo deutlich teurer als der Fahrschein.

Richtung peilen und dann ging es los. Kopfsteinpflaster, ein Antiquitätenmarkt, darf man eigentlich ständig entgegen der Richtung in diesen vielen Einbahnstraßen fahren? Ein seltsames Denkmal in einem kleinen Park erregte unsere Aufmerksamkeit. Eine Bärengrube, 73 Jahre lang lebten hier Bären im Park. Der letzt, Jo, starb 1993. Im zu ehren liegt in der "Berenkuil" eine vom Künsterl Michel Huisman gestaltete tote bronzene Giraffe in Lebensgröße. Mechanisch gestreichelt wird sie von einer ebenfalls bronzenen jungen Dame. Das ganze heißt "Halbautomatische Trostmaschine" - ein wahrhaft skurriles Kunstwerk.

"Halbautomatische Trostmaschine" für Jo
Am Stadtrand zeigt Holland alles was es hat, an Berge. Es ist wahrhaftig nicht viel aber der Geesthang der Maas lässt uns dann doch schwitzen, als wir ächzend an ein paar jagdhorntragenden Gesellen vorbei radeln, die dann auch prompt die üblichen Witze bringen. Zur Belohnung gibt es einen Müsliriegel und einen Blick über die Maasmetropole, bevor es dann auch gleich wieder hinab Richtung Fluss geing. An den Schleusen zum Albert-Kanal, der von hier aus die Maas mit dem Seehafen in Antwerpen verbindet, wird allseits gewerkelt und schnell hatten wir uns im staubig betonierten Baustellengewusel verfahren. Die Wege die rot auf meinem Outdoornavi leuchteten gab es schlicht nicht mehr, da muss man halt immer mal gucken wo es weiter gehen könnte. 

an der Maas

Ecluse de Vise bei Lüttich
Hausboot auf der Maas
Die Grenze nach Belgien überquert man unbemerkt. Es ist eine gigantische Industrielandschaft durch die wir fahren. Hier blühte einst die Kohle und Stahlindustrie und 1720 stand hier die erste Dampfmaschine auf dem europäischen Festland. Das Asphaltband auf dem Kai entlang der Maas ist meterbreit und glatt betoniert. Bei Rückenwind und Sonnenschein gleiten wir gemütlich unter vielen Brücken der Provinzhauptstadt Lüttich entgegen, immer wieder von kleinen Schwärmen bunt gekleideter Rennradfahrer überholt.  Zu sehen gibt es immer etwas und vieles erinnert mich hier an meine norddeutsche Wahlheimat. Fast unbemerkt und vom Großstadtverkehr unbehelligt waren wir jetzt fast in das Zentrum von Lüttich vorgedrungen. Ein letztes Mal überquerten wir die Maas und fanden uns auf einer kleinen Verkehrsinsel an der Lütticher Stadtautobahn wieder. Ein Auto hielt an und das Seitenfenster öffnete sich. Ich fürchtete eine Belehrung, dass es hier nicht gut sei, Fahrrad zu fahren. "Monsieur, combien ça coûte?" deutete der Fahrer auf mein Scooterbike. "Trois mille Euro!" - geht doch mit dem Französisch, selbst im heftigsten Verkehrsgetümmel. Der Autofahrer nickte anerkennend und wünschte uns noch so etwas wie eine gute Fahrt. 

Maasbrücke bei Jupille-sur-Meuse

Der Wunsch blieb zunächst weitgehend unerhört. Zwar hatten wir die unangenehme Stadtautobahn schnell überwunden, aber nun führte der Weg über Kopfsteinpflaster zwischen LKWs entlang einer der größten Brauereien Belgiens (Jupiller). Ich war bei der Planung ein wenig von der vorgesehenen Route abgewichen, um etliche Kilometer einzusparen. Auf unbekanntem Terrain rächt sich das sehr oft, so auch dieses Mal. Die Straße den Maashang hinauf wurde so steil, dass wir absteigen mussten, obwohl wir beide am Berg hart im Nehmen sind. Noch weiter oben gab der Hang uns dann endgültig Recht - hier gab es nur noch Treppen.

 Jupille von der Maas auf das Herve-Platau
Nach ein paar hundert Metern hatte die Quälerei ein Ende. Wir erreichten den RaveL 5, einen jener wunderbaren belgischen Fernwege für langsamen Verkehr. Auf einer ehemaligen Bahntrasse führte uns der Weg sanft ansteigend auf das Plateau von Herve und später weiter Richtung deutsch-belgischer Grenze bei Plombiers (Bleiberg). 

Frittenbude

Was von weitem noch wie der Eingang zu einem mittelgroßen Rummelplatz aussah, entpuppte sich beim Annähern dann als eine klassische belgische Frittenbude mit stilvoll, davor  herum lungernden Dorfjugendlichen. Hunger! - aber Fritten müssen es nach 60 Fahrradkilometern wirklich nicht sein, die liegen zu schwer im Magen. Eine Bäckerei suchten wir in Herve vergebens, aber im Touristenzentrum im ehemaligen Bahnhof konnten bot man Eis und Kaffee.

Ostbelgische Weidelandschaft

Die Landschaft Ostbelgiens, sanfte Hügel und weite Täler, ist zu dieser Jahreszeit eine grüne Augenweide. Das raue feuchte Klima lässt keinen Ackerbau zu, aber saftiges Weideland gibt es hier so weit das Auge reicht und so waren auch die weiteren Kilometer Richtung Deutschland ein Vergnügen. Erst die letzten 15 km unser Reise gingen an die Substanz - die ersten Ausläufer der Ardennen wollten erklommen werden. Jesus schütze uns, steht auf einem exponierten Denkmal am Straßenrand. Die Hände schützend über das weite Land haltend genießt er wohl auch die tolle Aussicht.





Samstag, 10. Mai 2014

Vennbahn



IC Eupen-Oostende
Einst wurden hier schwere Kohlezüge in Doppel- und Dreifachtraktion aus dem Aachener Steinkohlerevier über den über die Ardennen in zu den luxemburgischen Stahlhütten gezogen, dann folgten zwei Kriege. Zwei Mal binnen weniger Jahre wurde Belgien vom  Deutschen Reich überfallen, zwei Mal diente die zweigleisige Hauptbahnstrecke dem Aufmarsch der deutschen Truppen. Das war zwei Mal zu viel. Neben den beiden Eifelkreisen Malmedy und Eupen wurde auch die Bahnstrecke nach dem II. Weltkrieg Belgien zugesprochen, auf das dies nie wieder passieren solle. Als kleiner Junge habe ich die riesigen Dampflocks noch gesehen - selten, denn das Aachener Revier war schon ausgekohlt und die Eifel ist dünn besiedelt. Es gab nichts mehr zu transportieren und die Bahnstrecke verlor zusehends an Bedeutung. Sie wurde immer weiter zurück gebaut und vor der Jahrtausendwende kam das Aus. Ein Kuriosum ist jedoch unverändert geblieben: die ehemalige Bahntrasse trennt im Westen fünf deutsche Exklave vom restlichen Bundesgebiet ab. In den Friedensverträgen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen wurden, hatte man niemals an einen kompletten Abbau der Bahnstrecke gedacht und somit ist auch eine Rückgabe des 30-50m breiten Gebietsstreifens an Deutschland nicht vorgesehen.

Bahnhof Liège-Guillemins
Nach dem Ende der Bahn entstand hier jedoch etwas wundervolles. Der, mit 125 Kilometern länge, längste Bahntssenradweg Europas, der mit einer maximalen Steigung von 2% die Mittelgebirgsregion der Eifeln und Ardennen für den Radverkehr erschließt. Eingebettet ist dieser Weg in das belgische RAVeL-Netz (Réseau Autonome de Voies Lentes), ein Fernwegenetz für den nichtmotorisierten Verkehr (Fußgänger, Radfahrer, Skater, Reiter, Rollstuhlfahrer) mit sehr hohen Standards. Da der Vennbahnweg in diesem Jahr nach vielen Jahren Bautätigkeit endlich durchgängig befahrbar ist, brannte es mir schon seit ein paar Wochen unter den Fahrradreifen und beim ersten Besuch in meiner Heimatregion ging kein Weg mehr daran vorbei.

Bahnhof Troisvierges
Schon um 6:45 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang, starteten wir, mein fast achtzigjähriger Vater, meine Schwester und ich in meinem Heimatdorf. In der Nacht hatte es Bodenfrost gegeben und Reif lag auf den Wiesen. Der Grund für dicke Handschuhe, Schal, Mütze, zwei paar Socken und dafür, dass der Pinscher leider zu Hause bleiben musste. Jenseits der belgischen Grenze blinzelte die Sonne erstmalig über die karge Hochmoorlandschaft und versprach einen prächtigen Tag zum radeln. Ziel der ersten Etappe war die Kleinstadt Eupen. Im deutschen Reich Kreisstadt und heute eines der beiden Zentren der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Vom hiesigen Bahnhof fahren stündlich Intercityzüge zum Seehafen nach Oostende. So weit sollte die Reise jedoch zunächst einmal gar nicht gehen. Ziel war die Provinzhauptstadt Lüttich. Ein gesondertes Fahrradabteil gab es im belgischen Intercity nicht, aber da es nur wenige Fahrgäste unterwegs waren, hatten wir kein Problem. Der Bahnhof Liège-Guillemins, gibt sich weltstädtisch, ein hochmoderner Traum aus Beton,Stahl und Glas - absolut sehenswert. Das Umsteigen war jedoch auch hier bahntypisch. Gleiswechsel 3 Minuten vor Abfahrt und nur ein hektisch winkender Bahnbeamter, abwechselnd auf wallonisch oder flämisch rufend deutete an, dass der Zug nach Luxemburg nun auf einem anderen Gleis abfahren würde. So gerade noch geschafft, nicht zuletzt weil es statt Rolltreppen und Aufzügen Laufbänder gibt, die auf die Bahnsteige führen. Auch luxemburgische Interregiozüge haben leider keine Fahrradabstellmöglichkeiten und diesmal war es deutlich enger. Da blieb manchmal nur freundlich lächeln und auf mangelnde Sprachkenntnis verweisen.  "...je ne comprends pas!" Die Bahnstrecke durch die westlichen Ardennen entlang der Ourthe ist malerisch. Im luxemburgischen Troisvierges (zu deutsch Ulflingen), im Kanton Clerf endet unsere Bahnfahrt im dortigen Bahnhof gleich hinter einem langen Tunnel. Hier fädelte die Vennbahntrasse aus der Bahnstrecke Lüttich-Luxemburg aus und hier begann nun unsere Radtour.

Umleitung

leider 10 % Steigung
Sie begann dann auch gleich mit einem ernsthaften Ansieg. 10% Steigung - nanu, in der Wegbeschreibung war doch von maximal 2% die Rede? Auf der Strecke hat das wohl seine Richtigkeit, aber gleich zu Anfang muss erst einmal der Berg überwunden werden, durch den der, noch von der Bahn genutzte, Tunnel führt. Gleich darauf folgte eine Umleitung wegen eines gesperrten Viaduktes und um dem Eindruck der Startprobleme Nachhalt zu verleihen ist auch der  790m lange Tunnel unter der belgisch-luxemburgischen Grenze bei Wilwerdingen dauerhaft gesperrt. Hier wohne seltene Fledermäuse und bescheren dem geneigten Fernradfahrer eine längere Steigung von 12%. Dies, und der wieder Erwarten auf diesem Abschnitt doch nicht mit Asphalt sondern feinem Granulat belegte Radwanderweg ließen Vater erzürnen. Er sei ja schließlich nicht mehr der Jüngste, sei Rad werde vom staubigen Weg ganz schmutzig und überhaupt habe er sich das anders vorgestellt schimpfte er zügig vorweg fahrend. Unabhängig  davon war führte der objektiv dennoch sehr gute Radweg malerisch durch die belgischen Ardennen über kleine Brücken und durch Tunnel bis nach St. Vith. Hinter dem ehemaligen Bahnhof ist die Wasserscheide zwischen Maas und Rhein gekennzeichnet und ab hier ist auch die Bahnradtrasse durchgehend asphaltiert. Auf einem Rastplatz bei Ondenval war eine Art Bilderrahmen aufgestellt, der im Durchblick die Landschaft zeigt und dreisprachig Erläuterungen zur Landschftsveränderung durch die Menschen in der Region von sich gab. Die deutsche Version klang, mit markantem ostbelgischen Toneinschlag und in oberlehrerhafter Art, ausgesprochen peinlich. Bei Müsliriegel und Plastikflaschenkaltcappucino klang die französiche Version durchaus angenehmer. Die holländische hingegen funktionierte nicht, wie schade, wir hätten auch das noch gerne gehört, zumal uns mittlerweile die Sonne freundlich auf den Pelz brannte.


Tunnel auf dem Vennbahnradweg

Vom Bahnhof Sourbroth, dem ehemaligen belgischen Grenzbahnhof geht es mit spürbarem Gefälle hinab nach Kalterherberg auf der deutschen Seite. Der Radweg verläuft neben der noch erhaltenen Bahntrasse, auf der man Draisinenfahrer begegnen kann. Hier, entlang der Rur (nicht zu verwechseln mit der Ruhr) findet man wieder typische Hochmoorlandschaft und auch eines der größten Refugien für wilde Narzissen in Europa. Leider waren diese schon fast verblüht, aber man konnte die vergangene Pracht noch erahnen.

Vennlandschaft zwischen Sourbroth und Kalterherberg


Wir lieben es international in der Eifel. Die Bedienung in dem, in einem alten Bahnwagon eingerichteten, kleinen Café entschuldigte sich, leider nur französich zu sprechen, während ich in einer niederlänschen Speisekarte blätterte um dann Brüsseler Waffeln mit heißen Kirchen und Italienischen Capuccino für alle zu bestellen - ein Glück, man kann mit Euro zahlen und Grenzkontrollen gibt es schon lange nicht mehr. Vom Viadukt am Kloster Reichenstein steigt die ehemalige Bahnstrecke kontinuierlich bis zum höchsten Punkt unserer Radreise am Bahnhof Lammersdorf an. 555 Höhenmeter bescheinigt mein GPS Gerät. Im Grenzort Roetgen verlassen wir die Trasse kurz bevor sie wieder nach Belgien führt. Vorbei am Fuß der Mauer der mehr als 100 Jahre alten Dreilägerbachtalsperre, die weite Teile von Aachen mit Trinkwasser versorgt, ging es zurück nach Hause. Knapp 125 km zeigte der Fahrradcomputer. Vater war trotz aller Widernisse ganz guter dDinge und am Wohnzimmerfenster freute sich schon hüpfend der Pinscher.

Draisinen im Gegenverkehr