Montag, 4. April 2016

Die Geister die ich rief

Ganz ähnlich wie Goethes Zauberlehrling, der die gerufenen Geister nicht mehr los wurde, ging es mir am gestrigen Sonntag. Ambitioniert hatte ich im Velomobilforum zu einer Sonntagstour eingeladen - Geister waren keine gekommen, aber eine Hand voll gestandener Randoneure. Da musste ich nun durch. 




Mein Trainingsstand in diesem Jahr war noch rudimentär, nicht einmal Tausend Kilometer hatte ich auf der Uhr. Zeit, nach der überausgiebigen Winterpause einmal wieder eine etwas längere Tour zu fahren. Einfacher würde es sicher sein, noch ein paar Leute ins Boot zu holen. Hamburg - Bremen hatte ich angesagt, zur Abwechslung einmal entlang der Nordheide. Knapp hundert Kilometer dachte ich, ein Freund meinte 110. Bei näherem Hinschauen würden es 140 Kilometer werden und am Schluss waren es dann mit der Heimfahrt vom Bahnhof über 150. 


Alte Bekannte, ein neues Gesicht - im Durchschnitt 40 Pfund leichter als ich, und ich wusste, sie waren alle schon einmal 300 km am Stück gefahren in diesem  Jahr. Das würde weh tun. Das geht gleich weg, war die halbtröstende Antwort eines Mitfahrers. Nach dem hinausschlängeln aus der Stadt, über die Elbinsel und die Süderelbe in Richtung Maschen, pendelte sich die Reisegeschwindigkeit in etwa bei frisierter Puch MaxiSport ein. Bergauf etwas langsamer, wegen der Liegeradfahrer, bergab auch irgendwie langsamer wegen der Nichtliegeradfahrer. "Fahr mal an zweiter Stelle" - war ein sehr guter Tipp. Vorne bremste ich die Gruppe aus, hinten wurde ich abgehängt, aber an zweiter Position lief es tatsächlich ganz gut. 


Im Schafstall, einem ausgesprochen netten Café, das wir schon mehrfach angesteuert hatten, gab es ausgebackenen Käsekuchen. Bei T-Shirt Wetter war die einzige Kellnerin dem Ansturm auf die Freiluftplätze kaum gewachsen. So fiel die Pause deutlich länger als geplant aus. Grund, danach weiter kräftig, vielleicht so gar einen Tick kräftiger in die Pedale zu treten. Meine Schaltung zickte, und ich verlor immer mal wieder ein wenig den Anschluss. Bei leichtem Gefälle ließ sich das dann aber, ob der größeren vom Erdball angezogenen Masse kombiniert mit einer windschlüpfigen Haltung kompensieren. Kein Wind, Sonne satt, glatter Asphalt, nach gut 100 km taten die Knie schon etwas weh, aber das Ziel kam in erfahrbare Nähe. In Ritterhude gab es Eis. Die Schlange am Tresen war gewaltig und ich zog zwei mitgebrachte Bananen und einen Schluck aus der Thermoskanne vor, während ich noch einmal nach der Schaltung schaute. Nix zu machen, da muss nächste Woche mal die Werkstatt meines Vertrauens ran, aber für diesen Tag würde ich mich damit arrangieren können. 


Mit einem riesigen Minarett grüßt die Hansestadt Bremen schon aus der Ferne. Quatsch natürlich, aber der Fallturm des Zentrums für angewandte Raumfahrtechnologie der Universität Bremen sieht dem Turm einer Moschee zum verwechseln ähnlich. Den Muezzin in 110m Höhe würde wohl unten kaum noch jemand hören. Durch den Bürgerparkt kommt man geradeweg vom Stadtrand zum Bremer Hauptbahnhof. Der Metronom würde in 30 Minuten fahren, Zeit genug die Fahrkarten zu ziehen und eine wohl verdiente Pommes zu essen. Um eine Platz im Fahrradabteil muss man zu dieser Jahreszeit noch nicht fürchten.


Und der Pinscher? Hase-Brutus-Joschi geht es im Moment nicht gut. Arthrose im oberen Lendenwirbelbereich bereiten ihm Schmerzen und erschweren die Bewegung, ein ein Ohrenentzündung quält ihn gerade zu allem Überfluss. Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis er wieder Reisetüchtig ist. Ich hoffe das Beste für den kleinen Kerl, denn wir sind ja ein unschlagbares Team. 


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