Samstag, 6. Juni 2015

Aller Leine Aller

Nein, ich bin nicht betrunken, auch habe ich nicht vor, künftig mit dem Pinscher in einer grammatikalisch reduzierten Mischsprache zu kommunizieren - ich möchte lediglich von einem sehr gelungenen Sommertag im Aller-Leine-Tal berichten. 




Der Zug in Richtung Uelzen war leer, keine pickligen pubertierenden beim Sit-In im Fahrradabteil. Vom Anschlusszug nach Süden lässt sich das Gleiche berichten, pünktlich, sauber und das Personal war freundlich, denn mir war es zufällig gelungen alle benötigten Fahrkarten dem Automaten zu entlocken und in strategisch richtiger Reihenfolge vorzulegen. 

Hundertwasser Bahnhof Uelzen
Beim Verlassen des Zuges in der Residenzstadt Celle, gelegen südlich der Lüneburger Heide und nordöstlich der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, strahlte unser Zentralgestirn ungehindert vom stahlblauen Himmel und sorgte für die seit langem ersehnten wohligen Temperaturen. Wenn ein Tag schon so anfängt, dann muss doch was schief laufen, dachte ich so bei mir - tat es aber nicht. 

Allerschleuse Bannetze

Dem Fluss Aller wollte ich folgen, schiffbare Bundeswasserstraße, jedoch für die Berufsschifffahrt seit dem Bau des Mittellandkanals nicht mehr von Bedeutung. Von der Aller war zunächst nicht viel zu sehen, jedoch Wald, ausgedehnter, herrlicher Kiefernwald. Starenschwärme flogen auf und es roch nach Nadelholz - viel unberührte Natur. Fast schon skandinavisch erschien mir die Landschaft. Schnell stieg das Thermometer am Cockpit auf muskel- und gelenkfreundliche 30°C an, später dann auch auf ernsthaft kreislaufbelastende +40°C, denn Schatten gab es leider nicht überall. Der Wind schob allenfalls sanft Richtung Nordwesten. So kamen wir recht zügig voran. 


Der Pinscher gab sich vergnügt und dem Anschein nach interessiert, denn auf der Strecke ließ sich das eine oder andere potenzielle  Beutetier (Schaf, Hase, Kaninchen, Fasan) blicken, was ihn stets erregt und, wenn er die dazu gehörige Witterung aufgenommen hat, in höchsten Tönen bellen läßt. Unsere Interessenlage unterscheidet sich ein wenig, jedoch kam auch ich auf meine Kosten. Eine alte Schleuse im Fluss, Windmühlen, Felder, Wälder und Dörfer wie aus dem Malbuch. Niedersachsen ist das Land der Pferde. Ich bin wirklich kein bekennender Freund dieser Tiere und mir fehlt auch der Kennerblick, aber so manch auch für Laien erkennbar edeles Geschöpf stand am Wegesrand auf den Weiden. 


Nach knapp 50 km mündet, von Hannover herab kommend, die Leine in die Aller. Langsam ändert sich ab hier die Landschaft. Deiche schützen das mehr landwirtschaftlich  genutzte Terrain vor den Hochwassern des nun breiter gewordenen Flusses. Fortan gleiten wir hinter dem Deich dahin. Vor unserer Reise hatte ich das Liegerad noch etwas umgebaut. Eine tiefere Sitzposition und ein deutlich flacherer Sitzwinkel sollten den Luftwiederstand reduzieren und das Vorankommen erleichtern. Das klappte erstaunlich gut. Rücken und Gesäß waren auch nach 100 km noch beschwerdefrei, allerdings ließen bei den Temperaturen die Kräfte nach und unsere Wasservorräte neigten sich dem Ende zu. 

Verden

Die Leiden endeten an einer Aral-Tankstelle in Verden. Ein Liter Wasser auf Ex und Mars macht mobil. Auch der Pinscher durfte sich über frisches Wasser und ein mitgebrachtes Leckerli freuen. Nur wenige Kilometer weiter mündet die Aller in die Weser. Noch eine kurze Pause an der Schleuse in Langwedel und dann wollte ich zügig zum Bahnhof nach Bremen. Beim Einflug wurde ich gemaßregelt: Hier sei es nun mal eng und man dürfe nicht so rasen, brüllte ein älterer Herr mit alkoholrotem Kopf. Ich wollte gerade zum Gegenangriff ausholen, besann mich aber der Schönheit des Tages und dachte bei mir, sie Lage dei deutlich entspannter, wenn er den Fußweg benutzen würde, statt auf dem Radweg stehend mit den Armen zu fuchteln. 

Schleuse Langwedel











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