Freitag, 5. September 2014

Wanderschnecken


Der frühe Vogel fängt den Wurm - um 13:20 Uhr, gleich nach dem Frühstück brechen wir auf, um zu sehen, was der frühe Vogel übrig gelassen hat. Vierzig Minuten dauert der Weg von unserem zu Hause auf Meerehöhe bis hinauf auf die Hochebene im Zentrum der Insel. Dies natürlich nicht, ohne die einzige Möglichkeit sich ausgiebig zu verfahren intensiv zu nutzen. Wir haben unserer kleine Wandergruppe jetzt auch einen Namen gegeben. "Wanderschnecken" nennen wir drei uns, angelehnt an der Tagsache, stets doppelt so lange wie in den Wanderführern beschrieben für die dort angegebenen Strecken zu benötigen.


Auf knapp 1.300m Höhe beginnt unsere heutige Wanderung - Hochgebirge also. Im Winter soll es, wenn auch selten, hier oben schneien. Die Vegetation ist deutlich anders als bei unserer letzten Wanderung. Auf der nur von einem Shuttlebus befahrenen schmalen Teerstraße hinunter zu dem aufgegebenen Hotel Rabacal kommen wir uns vor wie Zwerge in der Lüneburger Heide. Die Landschaft ist geprägt von Heidesträuchern. Der Unterschied zur Lüneburger Heide: hier ist das Erika 6-8 m hoch. Auch die Levada da Risco, der wir ab Rabacal nun folgen ist von knorriger Monsterheide überwuchert und man geht wie in einem Tunnel. 


Die Levada verläuft nicht ebenerdig sondern auf Spülbeckenhöhe. Interessant auch, weil pfeilschnelle Forellen diesen kleinen glasklaren und schnell fließenden Wasserlauf als Autobahn benutzen und man sie so fast auf Augenhöhe beobachten kann. Anfangs gehen wir noch auf einem breiten Pfad, später, als das Tal enger wird, auf den buckligen Steinen neben der Levada. Gegenverkehr muss man an geeigneter Stelle abwarten. Am Ende der heute noch begehbaren Strecke wartet ein Wasserfall, der wie wir bereits vermuteten, mangels Masse nicht besonders beeindruckend war. Im März und April soll es dagegen hier sehr schön sein. 


Banane, Müsliriegel und Wasser genehmigten wir uns auf dem kleine Rastplatz, bevor wir ein Stück der Levada entlang zurück gingen um den steilen Abstieg zur weiter unten im Tal verlaufenden Levada das 25 Fontes zu nehmen. Angenehmes Wanderwetter, auf nun noch knapp 1.000m Meereshöhe im Schatten der Heide kraxelten wir Kilometer um Kilometer am Wasserlauf entlang ohne zu Schwitzen. Gehen oder Sehen ist eine goldene Levada Regel. Man sollte sie beherzigen, zu rutschig, knorrig oder steil ist der Untergrund und auch von oben droht immer wieder Gefahr von herunterhängenden Ästen. 


25 Quellen ergießen sich in ein Becken am Beginn der Levada - daher der Name. Man solle Schwimmsachen mitnehmen um im klaren Quellwasser ein paar Runden zu drehen, schreibt der Wanderführer. Uns erschien das deutlich zu kühl hier. Über eine Steinbrücke führte ein Pfad hinaus an eine Levada, die im Reiseführer nicht beschrieben wird. Nur noch gut fußbreit ist das in stein gehauene Rinnsal und fließt nicht mehr wirklich. Warnhinweise am Wegesrand lösen bekannter Weise wieder Neugier aus, nur noch bis zur nächsten Ecke gehen, nur mal kurz gucken....


Wunderschön war es hier, wir mussten über der Levada am feuchen Hang vorbei balancieren und schoben uns Meter für Meter am Abgrund entlang bis zun tatsächlichen Ende der Levada. Hier hatte man zwar noch einen kurzen Tunnel in den Fels gehauen, aber die Arbeiten dann offensichtlich beendet. 


Auf dem Rückweg stockte uns später der Atem dann, als der Pinscher, der zu nah am Abhang gelaufen war, samt Untergrund zwei mal ein Stück bäuchlings  den steilen Hang hinab rutschte und es fast nicht mehr auf den befestigen Untergrund geschafft hätte. Immerhin hatte er daraus gelernt und lief fortan nun noch zwischen uns und an der sicheren Seite. 


Wir sputeten uns, um den letzten Shuttle Bus von Rabacal zum Parkplatz zu erwischen. Schon der Aufstieg hierher war anstrengend, und wir waren uns auf dem Hinweg einig, die 300 Höhenmeter zum Auto später lieber mit dem Bus zu überwinden. Nachdem wir ein paar Nachzügler eingesammelt hatten ging es dann  flux hinauf zum Parkplatz, die Augen, auf der Suche nach neuen Abenteuern durch die Landschaft schweifen lassend. 











Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen