Mittwoch, 10. September 2014

Pinscher auf dem Mond




Die äußerste östliche Landspitze Madeiras will so gar nicht zur Blumeninsel passe. Zwar bergig wie der Rest, aber unwirklich kahl sieht es hier aus. Man fragt sich, ob wohl die ganze Insel so aussehen würde, hätten Menschen nicht seit Hunderten Jahren Bewässerungskanäle in den Stein gehauen. 


Ganz so trist wie gerade beschrieben ist es hier im Osten natürlich nicht. Sehr wohl wächst eine Vielfalt von Pflanzen auf dem kargen steinigen Boden und Geologen dürfte das Herz auf gehen im Anblick der vielen Gesteinsformationen, die nicht nur ausgesprochen bunt sind, sondern auch veranschaulichen mit welcher spielerischen Leichtigkeit der Vulkan Schicht um Schicht von der Horizontalen in die Vertikale gebracht hat. 


Mensch kommt sich indes sehr klein vor, in dieser Landschaft. Frauchen maulte gleich, die Landschaft sei nichts für ihr Gemüt, aber der Pinscher stratzte noch tapfer mit. Zwar ist er wohl schwindelfrei und auch recht trittsicher unterwegs, was wohl eine Grundvoraussetzung für solch eine Tour mit Hund ist, jedoch waren hier viele Wanderer mit Stöcken unterwegs. Das bedroht den Pinscher gewissermaßen und es gibt leider am Hang keine Ausweichmöglichkeiten. Nachdem eine entgegenkommende Wanderin auch auf das dritte "NEIN NICHT ANFASSEN!" keine Reaktion zeigte, musste ich den Pinscher auf den Arm nehmen. 


Im direkten Angesicht des Pico do Furado beschlossen Frauchen und Pinscher dann, den Rückweg anzutreten. Der Pico blufft. Ich muss zugegen, der Aufstieg sieht gruselig aus, aber es sind nur knapp 200 m von der tosenden See bis zum Gipfel. Der größere Feind ist der starke Wind oben am Gipfel. 



Die Aussicht indes ist Grandios. Richtung Osten blickt man auf zwei vorgelagerte Inseln mit einem kleinen Leuchtturm an der Spitze. Im Süden liegen die Ilhas Desertas, zwei unbewohnte hoch in den Himmel ragende Felsen im Meer. Beim Blick zurück sieht man die langgestreckte steinige Halbinsel und weiter hinten die Landebahn des Flughafens. Außer mir hatte sich nur noch ein junges französisches Paar bis hier draußen vorgeschlagen. Picknickzeit! - Das fanden auch die Smaragdeidechsen. Keck sprangen sie auf meine Hand um vom Müsliriegel ab zu beißen und sie scheuten auch nicht davor zurück, den Rucksack genauestens nach mitgebrachten Nahrungsmitteln zu untersuchen. Diese putzigen neugierigen Biester lenkten sogar mühelos vom grandiosen Ausblick ab. 


Der Rückweg war einsam. Meditatives klettern, nur ab und an hörte man einen der grünen Madeirafinken oder einen Seevogel - aber es war irgendwie doch wundervoll, mit sich alleine zu sein in dieser Landschaft. 









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