Dienstag, 16. September 2014

Levada Nova - Die Wanderschnecken verabschieden sich von der Atlantikinsel



Einmal noch eine große Levada Wanderung auf Madeira, das wäre nett, aber das Wetter ärgerte uns gewaltig. Gestern Dauerregen, heute elegant aussehende Schauern, die in Reih und Glied vom Meer herüber Richtung Festland marschieren und mal hier und mal dort die Insel gossen. Hinein geraten möchte man da indes nicht, viel zu heftig sind die Güsse und Regenbekleidung bei diesen Temperaturen ist auch eher eine theoretische Überlegung. 


Nachdem wir uns, dem Text des Reiseführers getreu folgend, fünf mal an der selben Stelle folgenschwer verfahren hatten, beschlossen wir, den Text  endlich wörtlich zu nehmen und befanden uns sodann auf dem richtigen Weg zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wir hatten etwas Muße, da vor uns ein Linienbus fuhr, der außer an Bushaltestellen quasi an jeder Ecke anhielt und Menschen ausspuckte. Die Anfahrhilfe moderner Autos ist eine feine Sache, wenn man erst einmal verstanden hat wie so etwas funktioniert und warum es manchmal nicht funktioniert und warum es auch funktioniert, wenn es gar nicht funktionieren soll. 


Der Levada Nova waren wir schon einmal einige Kilometer mit mäßiger Begeisterung gefolgt. Heute sollte das besser werden. Ein Tunnel stand auf dem Programm und man solle wohl auf der gesamten Strecke einen guten Blick in das Tal des Ribera Brava und auf den Atlantik haben. Nachdem wir ein paar Bananenplantagen hinter uns gelassen hatten, eröffnete sich auch gleich ein großartiger Blick ins Tal. Alleine die Levada schwächelte ein wenig. Das Wasser stand, oder war erst gar nicht vorhanden. Das gestrige Unwetter schien irgendwo einen größeren Schaden verursacht zu haben. 


Im nächsten Dorf winkte uns eine alte Frau in Kittelschürze vom Weg an der Levada zu ihrem Häusschen ein paar Meter unterhalb. Sie bot uns Kaktusfrüchte, die ein wenig wie Birnen schmeckten und Bananenpassionsfrüchte an. Sie habe auch mal einen Hund gehabt und bedeutete mit ihren Armen gigantische Ausmaße, der sei am Berg gestorben, die Nachbarn seien Deutsche, sie habe einen Garten und er ginge angeln. In Funchal würde man klauen und Drogen nehmen und wir sollen aufpassen wegen der Erdrutsche. Dies alles natürlich auf portugisisch und ohne das wir tatsächlich auch nur ein Wort dieser Sprache verstehen würden - aber genau das hat sie ganz bestimmt gesagt. Ich gab ihr zwei Euro für die Früchte und wir zogen weiter. 


Es begann dann tatsächlich heftiger zu regnen und wir fanden zunächst Schutz unter einer Art riesiger Rhabarberblätter und später auf einer Terrasse bei Leuten die wohl gerade einkaufen waren. Wo wir schon mal da waren, konnten wir uns auch kurz auf ein Picknick einlassen. Gallao in Tüten, Banane und Müsliriegel wie immer. Wir beschlossen dann irgendwann weiter zu gehen. Auf das Wetter hatten wir keinen Einfluss und bisher hatten wir auch immer Glück. Genau - nach ein paar Metern hörte der Regen auch auf und der feuchte Eukalyptuswald den wir gerade streiften roch wie eine Hustenbonbontüte. 


Eine Schwarzbunte Ziege und ein paar streunende Hunde erwarteten uns, neben einem grandiosen Blick auf den Atlantik aus 500 m Höhe, am Ende unseres Wanderweges. Wir setzten uns ein wenig abseits und verputzten weitere Wegzehrung. Wie ärgerlich, auch dieses mal hieß es einfach kehrt machen und den gleichen Weg zurück gehen. Ein kleiner Trost ist die veränderte Perspektive auf dem Rückweg. 


In Ponta do Sol fanden wir ein Restaurant mit angemessenem Meerblick für unser heutiges Abendmal. Einen dazu passenden Sonnenuntergang hatte ich gestern schon vorbestellt und der Pinscher war sehr davon angetan, dass heute Abend sogar Fleisch mit Knochen auf der Speisekarte standen. 






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