Donnerstag, 11. September 2014

Der Hausberg - never walk alone


Da sitzt man nun in solch einem Urlaubsort, zugegeben, ein kleines Paradies, aus dem kein Weg hinaus führt. Nur die Autostraße durch einen endlosen Tunnel.


Kein Weg? Fast kein Weg! Zugegeben, man muss schon ein wenig verrückt sein, der einzige Fußweg der aus dem Jardim do Mar hinaus führt ist ein knapp 2 km langer Aufstieg in das ca. 600m höher liegende Prazeres. Die durchschnittliche Steigung kann man sich leicht ausrechnen. Eine Schautafel in der Ortsmitte sagt, ...slippery, never walk alone und öhm...der Rest ist portugiesisch. 


Niemals würde ich alleine gehen, schließlich habe ich ja den Pinscher. Der jedoch muss schon auf dem steilen Weg zum Ortsrand, vorbei an der wundervoll restaurierten Wassermühle und an dem Schaukasten mit dem ausgestellten Tragetuch mehrmals auf Spur gebracht werden. In Tragetüchern wurden, so kann man sogar auf deutsch lesen, Reich, Kranke und der dicke Pfarrer von je zwei Trägern auf den Berg getragen. Auf 100 m Meereshöhe, an einem Picknickplatz mit Marienbild hatte der Pinscher sich mit seinem Schicksal abgefunden. Wir kletterten zunächst zwischen Bananenpflanzen und Weinranken hinauf. Weiter oben wurde nur noch Zuckerrohr, das den Weg überrankte und zeitweise einen richtigen Tunnel bildete, angebaut. 


Ich pflückte mir eine Kaktusfeige - ein Fehler, den Rest des Aufstieges war ich damit beschäftigt die kleinen gelben biestigen Stacheln aus Fingern und Daumen zu zupfen. Immer wieder blieben wir keuchend stehen, längst schweißgetränkt. Mein Navigationsgerät zeigte 250 m Höhe an, als ich von hinten ein keuchen vernahm. Ein junger knochiger Portugiese mit nacktem Oberkörper, Trinkrucksack und Kletterschuhen raste an uns vorbei. Im Schlepptau Maria, ein zottiger, kleiner, schwarzer Irgendwashund. Maria begrüßte Joschi knapp und flitzte  dann ihrem Herrchen hinterher. Never walk alone! Die beiden machten das hier wohl nicht zum ersten Mal. 


Der Weg war steinig und feucht. Ein Blick auf das Meer verhieß nichts gutes und ich erinnerte mich an die Warnung auf dem Dorfplatz. Hinunter gehen erschien mir deutlich gefährlicher als der Aufstieg, gerade wenn es regnen würde. An einer Tankstelle in Prazeres orderte ich ein Taxi und eine eiskalte Cola. 600 Höhenmeter in 75min - da steckt auch nach mehr als 10 Jahren Hamburg noch eine Portion Eifel drin. 


Der Pinscher allerdings war für diesen Tag erledigt. 






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