Samstag, 13. September 2014

Caldeirão Verde de Baixo - ein bisschen grüne Hölle



Verschlafen, lange gefrühstückt, unklare Wetterlage, die Anfahrt quer über den Höhenzug unterschätzt, Kaffeedurst am Startpunkt - um das Ende vorweg zu nehmen, wir Wanderschnecken kamen kamen erst aus der grünen Hölle zurück als die Dämmerung schon mit der Insel fertig war.




50 km Anfahrt klingt erst einmal nicht so schlimm - wäre da nicht der Berg, wobei DER Berg die ganze Insel ist und man sich ständig auch in der Horizontalen bewegen muss. Selbst eine Küstenstraße gibt es hier nicht. Bewegt man sich entlang der Küste, so geschieht dies meist auf 200 - 800m Höhe.


Von der Bergfahrt ausgezehrt war uns erst einmal nach Kaffee zu Mute. In der Snackbar bot man zwar dazu keinen Kuchen an, jedoch Sandwich "original Madieran" - warmes Kartoffelbrot mit viel zu salzigem Käse und versalzenem Schinken - in der Gesamtkomposition jedoch lecker. Nun aber los.



Der zunächst noch rollatorgeeignete breite Waldweg wurde, nachdem wir ein schmuckes Fosthaus passiert hatten schnell enger. Knorrige Wurzeln am Boden forderten Aufmerksamkeit. Leider vernachlässigte ich den Kopfraum. Dicke herunterhängende Äste waren auf Durchschnittsportugiesenhöhe gekappt worden. Zwei tiefe Kerben auf der Stirn zeichnen mich nun als hochgewachsenen Nordeuropäer aus.



Die alte aus Stein gemauerte Levada führt vorbei an blauen Hortensienbüschen und Avokadopflanzen hinein in einen kühlen feuchten Urwald. Die Abhänge sind moosbewachsen und mit allerlei Farnen bestanden. Der Weg wird nun auch oftmals rutschig und lädt wenig zum verschnaufen ein. 


Nach gut zwei Stunden Wanderung hat sich der Wanderstieg fast komplett auf die Begrenzungsmauer der Levada verengt. Entgegen kommende Wanderer vorbei lassen wird da manchmal zu einem schwierigen Balanceakt. Die Abhangseite, man mag gar nicht so genau wissen wie viele hundert Meter es dort hinab geht und hält seinen Blick gerne in der Horizontalen, ist nun fast durchgehend durch ein dünnes Stahlseil gesichert. 



Der Pinscher schlägt sich wacker. Ein wenig mulmig ist mir, bei Gegenverkehr. "Nicht anfassen! - don´t touch!" der Standartspruch. Hund an der Leine heißt leider auch immer eine Hand weniger zur Eigensicherung. Ich vertraue meist auf Joschis Erfahrung und Mut, schwindelfrei ist der Kleine ohnehin. 




Noch gut drei Stunden erreichen wir den Ersten von fünf Levadatunneln. Jeder für sich war eine kleine Herausforderung. Eng und flach, verwinkelt, nass. Der Pinscher stand bis zum Bauch im schlammigen Wasser. Einer der Tunnel hatte in der Mitte ein Seitenfenster, das einen großartigen Blick auf das tiefe Tal erlaubte. 




Eine Stunde nach der geplanten Zeit erreichten wir den Caldeirão Verde, den Grünen Kessel. Man musste den Kopf schon sehr weit in den Nacken nehmen, um etwas Himmel zu sehen. Aus unerfindlicher Höhe stürzte ein kleiner Wasserfall entlang der grünen Felswände ins Tal. Wir waren alleine hier draußen und wurden fast etwas ehrfürchtig angesichts dessen, was die Natur hier geschaffen hatte. 



Allerdings war uns die Zeit davon gelaufen, was uns angesichts des nicht gerade einfachen Terrains etwas sorgen bereitete. Eine Stunde vor der Voraussichtlichen Rückkehr zum Auto würde die Sonne unter gehen. Bis dahin müssten wir auf halbwegs sicherem Boden sein. Die Müsli-Wasser-Hundeleckerlipause fiel entsprechend kurz aus und wir machten uns auf den Rückweg. 



Kein Mensch im Wald, keine Vogelstimme, kein Wind, kein Geräusch außer unsere Schritte und das tippeln des Pinschers. Wir blieben gut in der Zeit und erst am Forsthaus wurde es richtig dunkel. Die Gelegenheit noch einen dicken Strauß Hortensien für die Vase zu pflücken und noch einmal kurz zu verschnaufen. 



Fast 22 Uhr war es, als wir in das Auto stiegen, in der stillen Hoffnung, in Santana, unten am Berg, noch etwas essbares zu bekommen. Auch der Pinscher war nach fast 20 km über Stock und Stein redlich erschöpft. Die Hoffnung auf ein ausgedehntes Abendmal erfüllte sich leider nur für den Pinscher. Wir begnügten uns mit Obst, dass wir am Mittag bei einem Händler am Straßenrand gekauft hatten. 




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