Mittwoch, 21. Mai 2014

Das Tageslicht ist das Limit




In den langen dunklen Wintermonaten verliert man fast die Hoffnung, aber mit den Schwalben kommen jedes Jahr die Tage, an denen man die Jacke ungestraft im Schrank lassen kann. Heute war wieder so einer. Der Pinscher hatte den ganzen Tag gedöst und war am Nachmittag voller Tatendrang. Die kleine "vor dem Feierabendkaffee Alibirunde" um den Block reichte heute nicht aus und nach etlichen Stunden am Schreibtisch war auch für mich klar, dass noch was passieren muss. Hundekörbchen mit einem Klick auf das Toxy , daran habe ich lange gebastelt, Pinscher gegen herausfallen sichern, auch das eine ausgetüfteltes Patent, und los gehts - aber wohin eigentlich?




Ojektiv betrachtet sind alle Wege schon gefahren, gibt es nichts spannendes, das ich in Hamburg noch nicht gesehen hätte und für eine weitere Tour reicht solch ein Abend dann auch wiederum nicht. Die reizvollste Gegend der Stadt ist ohne Frage der Osten. Einmal die Industriegebiete an der Bille überwunden kann man sich als Radler ganz der wundervollen Landschaft der Vier- und Marschlande und der Reit hingeben. Auch für den Pinscher findet sich hier auf Deichen weit ab vom Stadtverkehr immer wieder eine längere Strecke zum Auspowern. Ist er zu Beginn der Tour meist noch aufgeregt und zappelig, so verbringt er nach ein paar Kilometern Laufstrecke den Rest des Abends ganz genüsslich und lässt Gegend an sich vorbei ziehen. Lediglich Schafe, Karnickel und Katzen locken ihn dann noch aus der Reserve. 20, 30, 50 km, vielleicht noch einmal hier oder dort abbiegen, irgend eine neue Perspektive gibt es immer. Vielleicht noch mal um den Eichbaumsee mit seiner Regattabahn, oder noch mal die 5 km über die Tatenberger Schleuse und am Elbdeich entlang, oder beides? Das Tageslicht ist das Limit, Liegerad fahren im Dunkeln ist anstrengend weil man in der tiefen Position oft geblendet wird und die Tücken der Hamburger Radwege nicht rechtzeitig erkennt. Den Brüdern und Schwestern die ob ihrer eigenen Ausstrahlung gänzlich auf Fahrradbeleuchtung verzichten können und jene die mit wild blinkende Rücklichter Akzente im Straßenverkehr setzen wollten widme ich mich ein anderes Mal. 





Zurück in der Stadt ist es meist spät, aber immer noch ein bisschen zu früh, um nach Hause zu fahren, egal wie spät es tatsächlich ist. Vielleicht noch mal an den Landungsbrücken vorbei? Über den Jungfernstieg und dann noch mal um die Aussenalster? Fliederdufft, Frittenfett und Joggerschweiß bei Bobby Reich? Grillduft, zerdepperte Bierflaschen und Frisby auf den Alsterwiesen? - Auf jeden Fall noch mal durchs Viertel, die Lange Reihe hoch oder über den Hansaplatz - sehen und gesehen werden, lautet das Motto in St. Georg und posen, das kann der Pinscher.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen